Genie Zitate (Seite 17)
Was heißt lieben?
»Sag' an, was nennst du lieben?« –
Von Sehnsucht umgetrieben,
Versunken ganz im andern,
Durch Stadt und Felder wandern, –
In langen, wachen Nächten
Mit Gott und Menschen rechten, –
Vom Kissen, dem vielheißen,
Die nassen Augen reißen, –
In tobendem Verlangen
Die leere Luft umfangen, –
Die Augen manchmal schließen,
Der Bilder zu genießen,
Die durch die Seele fließen, –
In langen grauen Tagen
Stumm, stolz die Pein ertragen –
Und dennoch nie verzagen
Und dennoch nie...
Felix Dahn
Um zu erlangen, alles zu genießen,
suche – in nichts Genuß.
Um zu erlangen, alles zu besitzen,
suche in nichts etwas zu besitzen.
Um zu erlangen, alles zu sein,
suche in nichts etwas zu sein.
Um zu erlangen, alles zu wissen,
suche in nichts etwas zu wissen.
Um zu erlangen, was du nicht verkostest,
geh dorthin, wo du nichts verkostest.
Um zu erlangen, was du nicht weißt,
geh dorthin, wo du nichts weißt.
Um zu erlangen, was du nicht besitzest,
geh dorthin, wo du nichts besitzest.
Um zu werden,...
Juan de la Cruz
Wisst es!
Wißt, mich betrübt die Schönheit, die ihr preist,
Ich schaue bitteres Menschenelend sprießen
Auf diesem Stern ... wie soll mein Geist
Dann seine hehre Schönheit rein genießen?
Wißt, mich betrübt die Schönheit, die ihr preist,
Denn durch des Wohllauts kunstgeformter Schöne
Klingt mir der Wehlaut, der mein Herz zerreißt,
Der Daseinsqual naturgewalt'ge Töne.
Ada Christen
Ich meine doch, so sprach er mal,
Die Welt ist recht pläsierlich.
Das dumme Geschwätz von Schmerz und Qual
Erscheint mir ganz ungebührlich.
Mit reinem kindlichen Gemüt
Genieß ich, was mir beschieden,
Und durch mein ganzes Wesen zieht
Ein himmlischer Seelenfrieden. –
Kaum hat er diesen Spruch getan,
Aujau! so schreit er kläglich.
Der alte hohle Backenzahn
Wird wieder mal unerträglich.
Wilhelm Busch
An ein Maienlüftchen
Auf, Maienlüftchen, aus den Blumenbeeten!
Wo deine Küsse Florens Töchter röten;
Wo du so liebetraulich allen heuchelst,
Und Duft entschmeichelst.
Erhebe dich, mit allem süßen Raube,
Nach jener dämmernden Holunderlaube!
Dort lauschet Lina. Laß sie deines süßen
Geruchs genießen!
Mir hat das Glück noch keinen Kuß bescheret.
Dir aber, Liebchen, wird ja nichts verwehret.
Nimm drei für einen! Komm zurück! Nur Einer
Davon sei meiner!
Gottfried August Bürger
Verzweiflung an der Liebe in der Liebe
In Liebeskampf? In Todeskampf gesunken?
Ob Atem noch von ihren Lippen fließt?
Ob ihr der Krampf den kleinen Mund verschließt?
Kein Öl die Lampe? oder keinen Funken?
Der Jüngling – betend? tot? in Liebe trunken?
Ob er der Jungfrau höchste Gunst genießt?
Was ist’s das der gefallne Becher gießt?
Hat Gift, hat Wein, hat Balsam sie getrunken?
Des Jünglings Arme, Engelsflügel werden –
Nein Mantelsfalten – Leichentuches Falten,
Um sie strahlt Heil'genschein –...
Clemens Brentano
Was dich erfreut, was dich bewegt,
Verschließ es treu in deiner Brust,
Der scheelen Blicke Neid erregt
Des Frohsinns blumenheitre Lust.
Das Herz, von Liebe still umhegt,
Treibt Blüt' und Früchte fort und fort,
Die keines Wetters Blitz zerschlägt,
Die keine Sommerschwüle dorrt.
Mit einer Seele, die dich liebt,
Erhaben über Menschenstreit,
Genieße, was die Erde gibt,
In seliger Verborgenheit.
Adolf Böttger
Einsamkeit
Könnt' ich nur ein einzig Mal
mich in einen andern gießen,
Aus der Seele meiner Wahl
Neu die alte Welt genießen.
Doch ich sitz' in Kerkerhaft,
Kann die Riegel nimmer heben
Und muß mit gebundner Kraft
Einsam mein Gespinst verweben.
Fremd wie ich, wie ich allein
Glühen alle Lebensfunken.
Wird ein Finden möglich sein,
Wenn wir in das All versunken?
Jakob Boßhart
Freude des Wiedersehens
O, wie süße
Lebt es sich!
Ich genieße
Wieder mich.
In der Nähe
Hab' und sehe
Ich mein All;
Wer sie kennet,
Der durchrennet
Berg und Thal;
Ach, ich kannte,
Ach, ich rannte
Weit, o weit,
Sie zu küssen
Und im süßen
Unbefang
Hing ich trunken,
Wie versunken,
Stundenlang.
Wie ein Engel
Kam ich ihr,
Ihre schönen
Wonnethränen
Sagten's mir;
nd ihr Blicken
Und ihr Drücken
Sagt' es mir,
Mein Verflummen
Mein Verstummen
Sagt es ihr.
All' mein Sehnen,
All' mein Thränen
Ist...
Johann Aloys Blumauer
Zuversicht
Dich zu lieben, das wird Ruhe sein,
Hand in Hand, getrost und ohne Bangen;
Kein Verzagen – : Glauben; kein Verlangen – :
Frucht und Friede, Freiheit und Verein.
Aber Lust wird in der Ruhe sein
Sommerlust, ein Schauen und Genießen,
Jene Lust der windbewegten Wiesen,
Die voll Blumen sind und still gedeihn.
Otto Julius Bierbaum