Geist Zitate (Seite 32)
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor.
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke groß oder klein
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten die Gaben wiegen,
Sei dein Gewissen rein.
Schenke mit Geist, ohne List.
Sei eingedenk
Daß dein Geschenk
Du selber bist.
Joachim Ringelnatz
Wäsche
Wäsche ist von des Menschen Umäußerung
Das Innerste, also das Feinste,
Und soll immer das Reinste
Sein, wie im Menschen selber die Seele.
Was immer ihr fehle,
Die Sauberkeit fehle ihr nie.
Und schön und schöner, wenn außerdem sie
Noch Wohlgeschmack, einen freien Geist
Und das Verständnis für neueste Zeit
Und für die Gesetze der Ewigkeit
Beweist. –
Wie doch die innersten Blättchen der Blüten
Die innigsten sind. –
Wäsche sollst du wie dein Gewissen
Und wie dein Kind
Peinlich pflegen und...
Joachim Ringelnatz
Was ist das Leben, wenn die Ehre fehlt,
Wenn man dem Mann die eig'ne Achtung raubt
Und ihn zum Vorwurf für sich selber macht?
Genommen hast du ihm jedweden Wert,
Des Geistes Würde und der Seele Flug.
Wenn du dem Aar die Schwingen abgebrochen,
Muß er im Staube der Gemeinheit kriechen,
Der von der Erde sich zum Himmel hob.
Max Ring
Letzte Verse
Komm du, du letzter, den ich anerkenne,
heilloser Schmerz im leiblichen Geweb:
wie ich im Geiste brannte, sieh, ich brenne
in dir; das Holz hat lange widerstrebt,
der Flamme, die du loderst, zuzustimmen,
nun aber nähr ich dich und brenn in dir.
Mein hiesig Mildsein wird in deinem Grimmen
ein Grimm der Hölle nicht von hier.
Ganz rein, ganz planlos frei von Zukunft stieg
ich auf des Leidens wirren Scheiterhaufen,
so sicher nirgend Künftiges zu kaufen
um dieses Herz, darin der...
Rainer Maria Rilke
Nächtens will ich mit dem Engel reden,
ob er meine Augen anerkennt.
Wenn er plötzlich fragt: Schaust du Eden?
Und ich müßte sagen: Eden brennt.
Meinen Mund will ich zu ihm erheben,
hart wie einer, welcher nicht begehrt.
Und der Engel spräche: Ahnst du Leben?
Und ich müßte sagen: Leben zehrt.
Wenn er jene Freude in mir fände,
die in seinem Geiste ewig wird, –
und er hübe sie in seine Hände,
und ich müßte sagen: Freude irrt.
Rainer Maria Rilke
Die Liebenden
Sieh, wie sie zu einander erwachsen:
in ihren Adern wird alles Geist.
Ihre Gestalten beben wie Achsen,
um die es heiß und hinreißend kreist.
Dürstende, und sie bekommen zu trinken,
Wache und sieh: sie bekommen zu sehn,
Lass sie ineinander sinken,
um einander zu überstehn.
Rainer Maria Rilke
Komm ich zurück
Komm ich zurück
in meine Gassen
sie sind leer
es lebt der frohe Geist
und das Entzücken
aus Kindertagen nimmermehr
Ich lasse meine Seele fliegen
über Baum und Hof und Stein
und auf einmal spür ichs:
Lachen
Weinen
Kind zu sein
Kinderherz in meiner Brust
klopft wie in vergangenen Tagen
Schaukel
schwing in froher Lust
mich himmelwärts
zum Großen Wagen
Manfred Poisel
Licht
Licht, vom Himmel flammt es nieder,
Licht, empor zum Himmel flammt es;
Licht, es ist der große Mittler
Zwischen Gott und zwischen Menschen;
Als die Welt geboren wurde,
Ward das Licht vorangeboren,
Und so ward des Schöpfers Klarheit
Das Mysterium der Schöpfung;
Licht verschießt die heil'gen Pfeile
Weiter immer, Lichter immer,
Ahriman* sogar, der dunkle,
Wird zuletzt vergehn im Lichte.
(*Böser Geist, Macht der Finsternis)
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Und seh ich die Morgensonne erwachen,
Wenn der Frühling kommt, die Gärten lachen,
Die Herde weidet, die Schwalben bauen,
Und ich wandle dahin auf blumigen Auen:
Dann zeigt mir der Teppich des reichen Gefildes
Das Symbol des unendlichen Bildes.
Und ist das Abendrot spät entschwunden,
Und es nahen die stillen, die traulichen Stunden,
Und ich schaue hinaus wie der Himmel glüht,
Wenn die Saat der Welten dem Auge blüht:
Dann fühl ich noch mächtiger deine Spur,
Erhabener Geist, in der großen Natur.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Das ertrunkene Weib
Ein böses Weib, das keinem Drachen wich,
Die schrecklichste von allen Ruten
Des strafenden Geschicks, ersäufte sich
Und ward ein Spiel der Fluten.
Ihr Mann sucht den entseelten Leib,
Den er mit Sang und Klang begraben wollte,
Damit als Poltergeist auch nach dem Tod sein Weib
Ihn ja nicht plagen sollte.
Er fuhr in einem Kahn mit bangem Fleiß
Den Fluß hinab: er wühlt in Moor und Schlünden,
Fand ihren Modehut und ihren Modesteiß;
Sie selbst war nicht zu finden.
Laßt uns die...
Gottlieb Konrad Pfeffel