Geist Zitate (Seite 30)
Mein Name ist Hansen,
ich bin ein Esel.
Ich bin ein Vogel
der die Luft liebt
und den Baum braucht.
Ich bin eine Flasche,
in der ein Geist wohnt.
Ich bin ein Einzelwesen
mit einem Straßenbesen.
Ich bin ein alter Schuh
und finde keine Ruh.
Ich bin aus Wasser.
Wenn ich fließe,
bin ich zu etwas nütze.
Bleibe ich stehen,
werde ich eine Pfütze.
Peter-T. (Torsten) Schulz
Wenig, wenig begehr' ich im Leben,
Wenig, wenig und doch so viel!
Gütige Götter! wollet mir's geben
Bis an all meiner Tage Ziel!
Rüstige Hand zu jeglichem Werke,
Das die Stunde mich schaffen heißt,
Frischen Mut und freudige Stärke,
Klare Stirne und klaren Geist.
Alle den Meinen, groß und kleine,
Rosige Wang' und ein lachend Aug'!
Feuer am Herde, Brot im Schreine
Und ein Tröpfelein Weins im Schlauch!
Frieden im Haus und im Herzen Frieden,
Und ein klingendes Saitenspiel!
Wenig, wenig begehr'...
Adolf Schults
Veronika und Sokrates *
Zu einem Geistesmenschen,
der keine Schönheit war,
sprach nun eine Schöne,
doch des Geistes rar.
"Wenn nun Eure Klugheit, und
meine Schönheit ineinandergeh'n;
bedenkt, oh großer Meister,
welch Wunder würde uns entsteh'n.
Es, mit meiner Schönheit;
Voll Staunen wär' die Welt.
Und mit Eurer Klugheit.
Mein Vorschlag Euch gefällt?"
"Wenn es denn so käme; mein
liebes Kind, das wäre schön.
Doch, was ich befürchte,
es könnt' das Gegenteil gescheh'n.
Das Kind mit...
Manfred Schröder
In deiner Seele klarem Leben
Da ruht mein wahres Glück allein,
Die Ferne kann mir Freude geben,
Mit Dir nur kann ich selig sein.
In Deines Geistes raschen Flügen
Trägt leicht das schwere Leben sich –
Das Andre kann mir wohl genügen –
Du nur allein befriedigst mich!
Aus Deiner Liebe tiefen Quellen
Strömt eine Kraft, die mich erhebt,
Auf deren lichtumsäumten Wellen
Mein Lebensschiff vorüberschwebt !
Luise Adelaide Lavinia, genannt Adele Schopenhauer
Menschliches Wissen
Weil du liesest in ihr, was du selber in sie geschrieben,
Weil du in Gruppen fürs Aug ihre Erscheinungen reihst,
Deine Schnüre gezogen auf ihrem unendlichen Felde,
Wähnst du, es fasse dein Geist ahnend die große Natur.
So beschreibt mit Figuren der Astronome den Himmel,
Daß in dem ewigen Raum leichter sich finde der Blick,
Knüpft entlegene Sonnen, durch Siriusfernen geschieden,
Aneinander im Schwan und in den Hörnern des Stiers.
Aber versteht er darum der Sphären mystische...
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Punschlied
Vier Elemente, innig gesellt,
bilden das Leben, bauen die Welt.
Preßt der Zitrone saftigen Stern!
Herb ist des Lebens innerer Kern.
Jetzt mit des Zuckers linderndem Saft
Zähmet die herbe brennende Kraft.
Gießet des Wassers sprudelnden Schwall!
Wasser umfänget ruhig das All.
Tropfen des Geistes gießet hinein!
Leben dem Leben gibt er allein.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Einsam wandle deine Bahnen,
Stilles Herz, und unverzagt!
Viel erkennen, vieles ahnen
Wirst du, was dir keiner sagt.
Wo in stürmischem Gedränge
Kleines Volk um Kleines schreit,
Da erlauschest du Gesänge,
Siehst die Welt du groß und weit.
Andern laß den Staub der Straße,
Deinen Geist halt frisch und blank,
Spiegel sei er wie die Meerflut,
Drin die Sonne niedersank.
Einsam aus des Tages Lärmen
Adler in die Höhen schweift,
Storch und Kranich fliegt in Schwärmen,
Doch ihr Flug die Erde...
Joseph Victor von Scheffel
Nacht, wie bist du lang und bange,
Wenn sich auf den müden Mann nicht
Mit dem Schatten auch der Schlummer
Und der Traum herniedersenkt.
Rastlos graben die Gedanken
In dem Schutte des vergangnen,
Alten Lebens Trümmer wühlen
Sie hervor, doch nirgends fröhlich
Haftet drauf der Blick, er schaut nur
Dunkle, trübgespenst'ge Bilder,
Ihnen fehlt des Tages Sonnlicht.
Unerquickt dann in die Ferne
Schweift der Geist dess', dem der Schlaf fehlt,
Schmiedet Pläne, faßt Entschlüsse,
Baut sich...
Joseph Victor von Scheffel
Wenn im Tal und auf den Bergen
Mitternächtig heult der Sturm,
Klettert über First und Schornstein
Hiddigeigei auf zum Turm.
Einem Geist gleich steht er oben,
Schöner, als er jemals war.
Feuer sprühen seine Augen,
Feuer sein gesträubtes Haar.
Und er singt in wilden Weisen,
Singt ein altes Katerschlachtlied,
Das wie fern Gewitterrollen
Durch die sturmdurchbrauste Nacht zieht.
Nimmer hören ihn die Menschen,
Jeder schläft in seinem Haus,
Aber tief im Kellerloche
Hört erblassend ihn...
Joseph Victor von Scheffel
Komm du süßer heiliger Schlaf ...
Komm du süßer heiliger Schlaf,
Wunderkind aus besserer Welt,
Drück mir leis die Augen zu,
Die noch Wehmut offenhält.
Komm du silberklarer Mond,
Komm aus dunkler Wolke für:
Wirf den bleichen Leichenschein
Auf die Fieberwange mir.
Dort im Thal, wo's Wasser rauscht,
Hat sie mir ihr Leid vertraut:
Streue Mond dein Totenlicht
Auch aufs Haupt der ärmsten Braut.
Dann wach auf du Geist des Traums,
Laß mich zwei Gebeine sehn,
Die in dunkler Gruft vereint
In ihr...
Ludwig Scharf
Tode
Ich möchte nicht auf einem weichen Bette
Mit Gott und der Welt versöhnt den Geist verhauchen:
Der schöne Bürgertod, die sanfte Schlummerstätte
Kann wenig nur für Tunichtgute taugen.
Auch möcht ich nicht den Tod des Wüstlings sterben,
Der ungern, angstzerquält von hinnen geht,
Verzweifelt, – und verflucht von armen Erben,
Krampfhaft sich klammernd an ein Reugebet.
Ich möcht als Krieger blutverspritzend sterben,
– Im Feld der Ehre nah' der letzte Hieb! –
Und sterbend noch um Ruhm und...
Ludwig Scharf
Ergebung
Mag immerhin der Strom entgleiten,
Der meines Lebens Kahn entführt;
Indeß der Bord der Jugendzeiten
Sich mir in Fernungsduft verliert.
Zwo Töchter der Erfahrung stiegen
In meinen Kahn und weichen nie:
Verklärten Schmerz in trüben Zügen,
Süßlächelnde M e l a n c h o l i e.
Die andre, die mit leisem Dämpfer
Der Seele Saiten reiner stimmt,
E r g e b u n g, die geprüfte Kämpfer
In ihres Schilds Umschattung nimmt.
Wenn jene tief in meine Laute
Nach rührenden Akkorden greift;
Ruft die,...
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis
Böse Jahre
In meinem Leben gab es böse Jahre –
Wie jene aus der Bibel waren's sieben –
Da hat mich ein Verhängniß umgetrieben,
Ich wandelte – und lag doch auf der Bahre.
Nicht ein Erinnern, das ich voll bewahre
Aus jener Zeit, wo, ohne Frucht geblieben,
Mein Geist in ödem Denken sich zerrieben,
Und Gram und Sorge bleichten meine Haare!
Gleich schwerem Traum zerfloß ihr dunkles Walten,
Und auf vernarbte Wunden kann ich zeigen,
Kaum wissend mehr, von wem ich sie erhalten.
Nur manchmal, einzeln...
Ferdinand von Saar
Sonntag
Wie lieb' ich es, an Sonntagnachmittagen
Allein zu sitzen im vertrauten Zimmer;
Durchs Fenster bricht der Sonne heller Schimmer,
Das Buch vergoldend, das ich aufgeschlagen.
Die Straßen; es rollen keine Wagen;
Des Marktes Lärm verstummt, als wär's auf immer,
Und all des Sonntagsstaates bunter Flimmer,
Er ward hinaus in Wald Flur getragen.
Verlassen fühlt sich, wer zurückgeblieben,
Und manches schöne Auge blickt verdrossen,
Und manche Wünsche unerfüllt zerstieben.
Es ruht das Leben, wie...
Ferdinand von Saar