Friedens Zitate (Seite 10)
Menschlichkeit
Der grausamste Krieg – der menschlichste Krieg!
Zum Frieden führt er durch raschesten Sieg.
Kaum hört's der Gegner, denkt er: Hallo!
Natürlich wüt' ich dann ebenso!
Nun treiben die beiden Wüteriche
Die Grausamkeit ins Ungeheuerliche
Und suchen durch das grausamste Wüten
Sich gegenseitig zu überbieten –
Jeder gegen den andern bewehrt
Durch zehn Millionen Leute,
Und wenn sie noch nicht aufgehört,
Dann wüten sie noch heute.
Frank Wedekind
Der Tag verblüht
Der Tag verblüht
Und in der heil'gen Stille
Stirbt hin das Lied,
Das klagende, der Grille.
Kein Lüftchen geht;
Das Bächlein murmelt leise
Im Kieselbett
Die alte Wanderweise!
Die Höh'n verglühn
Und es fängt an zu dunkeln –
Am Himmel blühn
Die Sterne auf mit Funkeln!
Ruh', ringsrum Ruh';
Ja, alles atmet Frieden:
O, gieb ihn du,
Natur, auch mir, dem Müden!
Jakob Vogel von Glarus
Arbeit!
Komm, ernste Freundin, meine Trösterin,
du Segenshort in ruhelosen Tagen,
ersehnte Zuflucht, Allerbarmerin,
hilf mir des Lebens Bürde weiter tragen.
Leid drückt mein Herz! Soll ich der Last erliegen?
sieh, wie gebrochen und verzagt ich bin!
bei dir ist Heil, hilf meinen Gram besiegen
und gib mir Frieden, stille Trösterin!
Leon Vandersee
Freiheit
Schaukelnd ruht auf den Wellen der Kahn,
das Wasser gluckst unter den Planken.
Zur Mitte des Sees würde gerne ich fahrn,
zurücklassen all meine Gedanken.
Im dümpelnden Boot triebe ich dahin,
befreit von Alltag und Sorgen.
Der Mond würde silberne Bahnen ziehn
ich fragte mich nicht: was wird wohl morgen?
Sterne würden funkelnd erwachen,
Stille wäre rings um mich her;
tiefe Ruhe – und mein Herz würde lachen;
innerer Frieden – ich wünsche ihn mir sehr!
Edith Tries
Verfall
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
Indes...
Georg Trakl
Abschiedsgesang
Wilde Rosen, duftig kleine,
hab ich grad für dich erstanden.
Hier, dein Seidenhemd, das feine,
soll dich göttergleich gewanden.
Sieh, ein Perlenbändelein
flecht ich dir ins Haar hinein.
Feine Ringe, zwei, drei, vier,
reich ich dir zur weitren Zier.
Rouge belebe deine Wangen,
Frieden mag dein Herz empfangen.
Puppenähnlich schaust du aus
für die ewiglange Reise.
Komm, nun singen wir von Strauss,
leise unsre Abschiedsweise!
Werner Tiltz
Ybbsuferweg
Wir können wieder diesen Weg begehen,
der uns durch schaurig wilde Felsen führt,
wo uns gar mancher hohe Baum berührt,
vom Fluß herauf die leichten Winde wehen;
und immer Neues werden wir da sehen:
da ist die Höhle, die ich mir erkürt
zur liebsten, hier die Wand, von der man spürt,
daß Häuser oben sitzen wie Museen.
Wie herrlich kann den Schatten man genießen,
und schaun, wie Silberpunkte abwärts fließen
der alten Stadt entgegen wunderbar.
In unsre Seelen zieht ein selt’ner...
Ingrid Streicher
Ein Augenblick tiefen Ahnens
Ich sitze im Garten des Sommers.
hab Blumen um mich und Grün,
der Wind liebkost meine Wangen,
ich sehe die Wolken ziehn.
Kein Lärm durchdringt diesen Frieden
des ruhigen Plätzchens hier,
von drüben nur leise Töne –
das Nachbarkind übt Klavier.
Da rieseln die Blätter der Birke
auf einmal zu mir herab,
und goldene Flammenherzen
bedecken ihr moosiges Grab.
Ein Augenblick tiefen Ahnens
erfüllt meine schmerzende Brust:
der Herbst kommt schon früher als morgen.
Ich hab...
Ingrid Streicher
Rechte Liebe
Es wogt das reiche Leben,
Ein wellenreicher Strom,
Mit tausendfachem Streben
Rings um den ernsten Dom.
Indes in seinem Frieden
Nur ein Gefühl sich regt,
Das, was von der Welt geschieden,
Doch alles in ihr trägt.
Das, in der Welt verstummend,
In allen Herzen tönt;
Das, sich der Welt verhüllend,
Allein die Welt verschönt.
So steht die rechte Liebe,
Die von der Welt nicht trennt,
Und, mitten im Gedränge,
Doch hoch und einsam brennt.
Victor von Strauß und Torney
Mondlicht
Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!
Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.
Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.
Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in...
Theodor Storm
Ruhe auch du!
Sabbathliche Stille, alles pflegt der Ruh',
Pochend Herz, nun ruhe, ruh' auch du!
Laß die Leidenschaften schweigen auch einmal;
Flieh', was um den Frieden dich bestahl!
Einkehr bei dir selber halt' für dich allein;
Laß die tausend Sorgen nicht herein!
All' die wilden Wünsche weise streng zur Ruh';
Sei am Feierabend still auch du!
Karl Stelter
Das Schöne bewundern,
Das Wahre behüten,
Das Edle verehren,
Das Gute beschließen;
Es führet den Menschen,
Im Leben zu Zielen,
Im Handeln zum Rechten,
Im Fühlen zum Frieden,
Im Denken zum Lichte;
Und lehret ihn vertrauen
Auf göttliches Walten
In allem, was ist:
Im Weltenall,
Im Seelengrund.
Rudolf Steiner
Läut' ein, du neues Jahr!
O möchten deine Glockentöne tragen
Des Segens Fülle unter jedes Dach!
Laß sie besänftigen den Sturm der Klagen
Und heiß' sie bannen Leid und Ungemach!
Läut' ein, läut' ein den wundermächt'gen Frieden,
Daß uns die Welt nochmals ein Eden sei!
Läut' ein die Wahrheit, daß uns schon hienieden
Der Hauch des Gottesgeistes mache frei!
Läut' ein die Liebe, laß sie lodernd flammen,
Zu tilgen, was des Menschen unwert ist,
Und führ' in Gnaden alle die zusammen,
Die Haß und...
Margarete Stege
Läut' aus, du altes Jahr!
Laß deine vollen Glockentöne klingen
In mächt'gen Schwingen über Stadt und Land,
Daß überall sie Trost und Frieden bringen,
Wo diese Himmelsgaben unbekannt!
Läut' aus das Leid, in dessen eh'rnen Banden
Der Tiefgeknechtete nach Freiheit lechzt!
Läut' aus die Schwachheit, daß in Schmach und Schanden,
Dem Sklaven gleich, nicht mehr die Menschheit ächzt!
Läut' aus die Falschheit, die das Haupt zu heben
Nur wagt, wohin das Himmelslicht nicht scheint,
Läut' aus den...
Margarete Stege