Freuden Zitate (Seite 2)
Auf Christi Himmelfahrt allein
Auf Christi Himmelfahrt allein
Ich meine Nachfahrt gründe
Und allen Zweifel, Angst und Pein
Hiermit stets überwinde.
Denn weil das Haupt im Himmel ist,
Wird seine Glieder Jesus Christ
Zur rechten Zeit nachholen.
Weil Er gezogen himmelan
Und große Gab empfangen,
Mein Herz auch nur im Himmel kann,
Sonst nirgends, Ruh erlangen;
Denn wo mein Schatz gekommen hin,
Da ist hinfort mein Herz und Sinn,
Nach Ihm mich stets verlanget.
Ach Herr, laß diese Gnade mich
Von...
Josua Wegelin
Ilse
Ich war ein Kind von fünfzehn Jahren,
Ein reines unschuldsvolles Kind,
Als ich zum erstenmal erfahren,
Wie süß der Liebe Freuden sind.
Er nahm mich um den Leib und lachte
Und flüsterte: O welch ein Glück!
Und dabei bog er sachte, sachte
Den Kopf mir auf das Pfühl zurück.
Seit jenem Tag lieb' ich sie alle,
Des Lebens schönster Lenz ist mein;
Und wenn ich keinem mehr gefalle,
Dann will ich gern begraben sein.
Frank Wedekind
Aufwärts
Was schauest du so trübe
in diese Welt hinaus,
als sei's mit Lust und Liebe,
Mit Fried und Freuden aus?
Blick fest dem Feind ins Auge,
der dir den Unmut weckt;
sei nicht ein Kind, das abends
des Laubes Rascheln schreckt.
Wenn an dem Frühlingshimmel
die Donnerwolke zieht,
erschallt jenseits des Wetters
im Blau der Lerche Lied.
So schüttle ab die Seele
den Staub der Welt so schwer,
und bade ihre Schwingen
im Schönheits-Strahlenmeer.
Louis Von Arentsschildt
Erstes Begegnen
Erstes Begegnen –, glückliche Stunde!
Da ich sie sah, war ich selig verloren,
Alle Gedanke sind mit ihr im Bunde,
Leib und Seele mit ihr verschworen,
Nichts kann mich lösen aus ihrem Bann.
Ihre Schönheit und Güte, die haben's gemacht,
Und ihr roter Mund, der so lieblich lacht.
Ich habe Sinne und Seele gewendet
An die Geliebte, die Gute, die Reine.
Mag an uns beiden werden vollendet,
Was ich im stillen erhoffe und meine.
Was ich auf Erden an Freuden gewann,
Ihre Schönheit und...
Walther von der Vogelweide
Minnelied
Wohl alle Gedanken
Des Herzens vereine
Ich ohne Wanken
Besorglich auf das eine,
Wie ich bescheine,
Daß ich schon lange
Sie meine, mit Sange
Mit treuem Muthe
Die Reine,
Die Gute.
Euch dank' ich, ihr Sinne,
Die freundliche Lehre,
Daß ich sie minne,
Die Gluth geschäftig nähre
Und Liebchens Ehre
Durch neue Weisen
Zu preisen
Begehre.
Ja ich ersehne
Die Hehre,
Die Schöne.
O sagt, wer die Stunden
Des Heiles beschriebe,
Wenn überwunden
Sie mein aus zartem Triebe,
Mein würde und...
Heinrich von Veldink oder Veldig
Komm, o Schmerz, der Ruhe zu entgehen –
ist mein Wunsch!
Gram zu finden, Freuden nicht mehr sehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Liebe, mach mich ganz verworfen –
vor der Welt!
Guter Rat, der Schmerzenlosen Flehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Sehnsucht, bring die Hand des Wunsches
mir zum Saum:
Ohne Kraft, mein Hemd zerreißend, flehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Glück, und richte, mich zu töten, nun ein Fest:
Seinem Blick als Opfer zu vergehen –
ist mein Wunsch.
Komm, o Tod, sei gnädig;
denn ich...
Muhammad Urfi
Groll nicht den Wechseln des Schicksals;
denn das Schicksal haßt alle Grollenden.
Ertrag in Geduld seine Schläge;
denn ale Dinge nehmen ein Ende.
Wier viele wonnige Freuden
kleiden sich in Leid!
Und Fröhlichkeit naht,
wo du Unheilsschläge schaust.
(»Die Sklavin Tohfat und der Kalif Harun er-Raschid«)
Tausendundeine Nacht
Es kommt ein Schiff
Es kommt ein Schiff, geladen
bis an den höchsten Bord.
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewig's Wort.
Das Schiff geht still im Triebe,
trägt eine teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilige Geist der Mast.
Der Anker haft' auf Erden,
da ist das Schiff an Land.
Das Wort soll Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.
Zu Bethlehem geboren
im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren;
gelobet muß es sein.
Und wer dies Kind mit Freuden
umfangen, küssen...
Johannes Tauler
Die Seele wird nicht satt
Ein Bürgersmann, der eine Königstochter geheiratet hatte, umgab sie mit Glanz und Herrlichkeit, jedoch vergebens: alles kam ihr gering vor, nicht der Beachtung wert, weil sie ewig ihre hohe Herkunft im Sinn hatte. So auch die Seele – mag sie der Mensch mit allen irdischen Freuden umgeben, sie wird nicht befriedigt sein, denn sie ist eine Tochter des Himmels.
Talmud
Schicksalstage
Wenn die trüben Tage grauen,
kalt und feindlich blickt die Welt,
findet bald sich dein Vertrauen
ganz auf dich allein gestellt. -
Aber in dich selbst verwiesen
aus der alten Freuden Land,
siehst du neuen Paradiesen
deinen Glauben zugewandt. -
Als dein Eigenstes erkennst du,
was dir fremd und feind erschien,
und mit neuem Namen nennst du
dein Geschick und nimmst es hin. -
Was dich zu erdrücken drohte,
zeigt sich freundlich, atmet Geist,
ist ein Führer, ist ein...
Julius Karl Reinhold Sturm
Ein Bettelkind
Zürnt mir nicht, verehrte Frau,
Daß auch ich Euch gratuliere!
Armut ist ein schlechter Gast,
Furchtsam tret ich in die Türe.
Draußen stand ich, und ich sah
Alle Fenster hell erleuchtet;
Und ich dachte, wie so oft
Ihr mir milde Gabe reichtet.
Gönnt nur einen Augenblick,
Mich an Eurem Glück zu weiden!
Schwester weint zu Haus nach Brot –
...
Theodor Storm