Freude Zitate (Seite 10)
Fremde Freude durch die fremde und befremdende Form hindurch als solche, als eine Freude zu erkennen, ist eine schwere Aufgabe. Du hast ein Porzellanfigürchen vom Brette genommen und ruhig betrachtet und ruhig zurückgestellt und verstehst die Aufregung der alten Besitzerin nicht, aber du hast nicht ein Figürchen berührt, sondern eine Freude.
Hermann Oeser
Abnehmender Mond
Es geht der Mond zur Neige,
Es bleicht sein milder Schein.
Er winkt und flüstert leise:
»Bald werd' ich nicht mehr sein.
Sieh mir darum ins Antlitz
Heut noch recht inniglich,
Ob wir uns wiedersehen,
Das weißt nicht du noch ich.«
Des Menschen Glück und Freude
Geht her, geht hin geschwind,
Und was wir Menschen lieben,
Verweht ein leichter Wind.
Wenn Du vom Freunde scheidest
Schau tief ihm ins Gesicht.
»Ich seh' ihn morgen wieder«,
Ach denke, denk' es nicht.
Denn zwischen heut...
Ernst von Wildenbruch
Die Freude fällt uns in die Hände;
Die bloße Kunst nur, sich zu freu'n
Die will geübt, errungen sein!
Wenn sie auch jeder Narr verstände,
Dann wär sie für Weise nicht;
Die Freud'entflieht berauschten Tagen
Mit weggewandtem Angesicht.
Sie fliehet, weil wir nach ihr jagen,
Der Tor erlebt sie, fühlt sie nicht.
Sie liebt die stiller'n Seelenlagen,
Hebt Wehmuth selbst zu sich hinauf
Und sucht uns in bewölkten Tagen
In unser'm eig'nen Herzen auf.
Christoph August Tiedge
Über Nacht, über Nacht
kommt still das Leid,
Und du bist erwacht,
O traurige Zeit!
Du grüßest den dämmernden Morgen
Mit Weinen und Sorgen.
Über Nacht, über Nacht
Kommt das stille Glück,
Und du bist erwacht,
O selig Geschick!
Der düstere Traum ist zerronnen
Und Freude gewonnen.
Über Nacht, über Nacht
Kommt Freud und Leid,
Und eh du's gedacht,
Verlassen dich beid'
Und gehen, dem Herren zu sagen,
Wie du sie getragen.
Julius Karl Reinhold Sturm
Nimm mir Alles, falsches Glück,
Gieb mir Täuschung, Freud' und Schmerzen;
Eines bleibt mir doch zurück:
Hohe Lieb' in treuem Herzen.
Deinem Zorn erbeb' ich nicht,
Klage nicht um Ruhm und Freude;
Muthig ist, wie Morgenlicht,
Lieb' im Leide.
Was sie schenkte, was sie nahm,
Alles ist mir lieb und theuer,
Und ihr tiefster, längster Gram
Macht mich kühner nur und treuer.
Gern erduld' ich ihre Noth,
Lächle, wenn ich mich betrübe;
Freundlich ist, wie Abendroth,
Leid in Liebe.
Ernst Schulze
Memories
Zur Welt gebracht
Zum Narren gemacht
Zum Leben bereit
Ein Zuhause auf Zeit
Die Wurzeln erfragt
Die Antwort versagt
Das ´Heute´geliebt
Die Chancen versiebt
Mißrauen gelehrt
Den Schrei überhört
Die Hunde gehetzt
Die Würde verletzt
Die Fehler gehaßt
Die Freude verpaßt
Zum Zweifel geneigt
Die Zukunft vergeigt
Durch Schläge gequält
Den Willen gezähmt
Die Bildung vermißt
Von der Muse geküßt
Der Freude beraubt
An Wunder geglaubt
Die Nächte durchwacht
An Morgen gedacht
Das Gesagte gemeint
Um...
Jutta Schulte
Entschwundene Freude
Die du lächelnd mir entschwindest
Und mit neidisch dichtem Flor
Deine weiße Stirn umwindest –
That sich dir das graue Thor
Der Vergangenheit schon auf?
Darfst du nimmer dich mir neigen,
Nimmer mir die leichte Hand,
Die mein Sorgen hold gebannt,
In geheimnisvollem Segen
Auf die heißen Augen legen,
Süße Freude?
O welch grauenhaftes Schweigen –
Keine Antwort tönt hernieder!
Sorgen, wohl – so nehmt mich wieder
Und zermartert Geist und Glieder
Eurer Beute!
Anna Ritter
Nächtens will ich mit dem Engel reden,
ob er meine Augen anerkennt.
Wenn er plötzlich fragt: Schaust du Eden?
Und ich müßte sagen: Eden brennt.
Meinen Mund will ich zu ihm erheben,
hart wie einer, welcher nicht begehrt.
Und der Engel spräche: Ahnst du Leben?
Und ich müßte sagen: Leben zehrt.
Wenn er jene Freude in mir fände,
die in seinem Geiste ewig wird, –
und er hübe sie in seine Hände,
und ich müßte sagen: Freude irrt.
Rainer Maria Rilke
Zwillinge
Ein Mensch das Licht der Welt erblickt
Und neben sich das gleiche Stück.
Es ist kein Bild, auch nicht geklont
Es ist real, doch ungewohnt.
Normalerweise kommt ein Mensch
Allein auf diese Welt und fremd.
Doch nun und hier an dieser Stelle
Geschwister sind's, auf alle Fälle.
Die Mutter nimmt es hin mit Freude
Dem Vater doch entging die Freude
Mit der er sich ein zweites Mal
Bemüht um Nachwuchs – ach wie schad'.
Wolfgang (WoKo) Kownatka