Frauen Zitate (Seite 48)
wie lebhaft da Geschrei am Abend hallt
an Häuserwänden
vor Häusern mit den schiefen Wänden
als hätte eine Kinderhand sie aufgebaut
auf Stühlen wohl im Kreis die schwarzen
Frauen sitzen
die alten weisen Augen
stumm
was gäb es noch zu sagen
wenn du nicht selber gehst
wirst du es nie erfahren
Anke Maggauer-Kirsche
Verstaatlichung
Beschaut man sich die Schreibenden,
Mit Lyrik handeltreibenden,
Die Frauen, die Romane lesenden,
Die Männer, die Epos hegenden,
Die Mädchen, die Sprache verhunzenden,
Die Knaben, die lüstern grunzenden,
Sich selbst vergötternden,
Und andere zerschmetternden,
Die Menge, die babbelnde,
Parnaß umzappelnde:
Dann schreit sogar der Freigesinnte
Nach der Verstaatlichung der Tinte.
Otto von Leixner
Maylied
Der Schnee zerrinnt,
Der May beginnt,
Die Blüthen keimen
Den Gartenbäumen,
Und Vogelschall
Tönt überall.
Pflückt einen Kranz,
Und haltet Tanz
Auf grünen Auen,
Ihr schönen Frauen,
Pflückt einen Kranz,
Und haltet Tanz.
Wer weiß, wie bald
Die Glocke schallt,
Da wir des Mayen
Uns nicht mehr freuen,
Wer weiß, wie bald
Sie, leider, schallt.
Drum werdet froh,
Gott will es so,
Der uns das Leben
Zur Lust gegeben,
Genießt der Zeit,
Die Gott verleyht.
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Stille
Trübem Dunst entquillt die Sonne,
Zähen grauen Wolkenfetzen . . .
Häßlich ist mein Boot geworden,
Alt und morsch mit wirren Netzen.
Gleichgetöntes Wellenplätschern
Schlägt den Kiel (er schaukelt träge),
Und die Flut mit Schaum und Flecken
Zeichnet noch die Spur der Wege.
Ferne vor dem trüben Himmel
Schweben graziöse Schatten
– Helles Lachen schallt herüber –,
Gleiten Gondeln flink, die glatten.
Fackeln haben sie und Flöten
Und auf Polstern: Blumen, Frauen . . .
Langsam tauchen sie mir...
Hugo von Hofmannsthal
Melusine
Die Liebste sprach: "Ich halt dich nicht,
du hast mir nichts geschworen.
Die Menschen soll man halten nicht,
sind nicht zur Treu geboren.
Ziehe deine Straßen hin, mein Freund,
beschau dir Land um Land,
in vielen Betten ruh dich aus
viel Frauen nimm bei der Hand.
Wo dir der Wein zu sauer ist,
da trink du Malvasier,
und wenn mein Mund dir süßer ist,
so komm nur wieder zu mir!"
Hugo von Hofmannsthal
Gärtnerinnen
Euren Beifall zu gewinnen,
Schmückten wir uns diese Nacht,
Junge Florentinerinnen
Folgten deutschen Hofes Pracht;
Tragen wir in braunen Locken
Mancher heitern Blume Zier;
Seidenfäden, Seidenflocken
Spielen ihre Rolle hier.
Denn wir halten es verdienstlich,
Lobenswürdig ganz und gar,
Unsere Blumen, glänzend künstlich,
Blühen fort das ganze Jahr.
Allerlei gefärbten Schnitzeln
Ward symmetrisch recht getan;
Mögt ihr Stück für Stück bewitzeln,
Doch das Ganze zieht euch...
Johann Wolfgang von Goethe
Osterpsalm
Christ ist erstanden!
Schallt es in den Lüften,
Christ ist erstanden!
Hallt es in den Grüften,
Lauernde Feinde,
Zittert und bebt!
Trauernde Freunde,
Glaubet und lebt!
Engel bedeutens
Weinenden Frauen,
Jünger verbreitens
Rings in den Gauen,
Weit in den Landen
Tönt es mit Macht:
Christ ist erstanden,
Völker erwacht!
Christ ist erstanden,
Tod ist bezwungen,
Weil sich den Banden
Jesus entrungen;
Himmel ist offen,
Erde versöhnt,
Glauben und Hoffen
Selig gekrönt!
Karl Gerok
Weihnachten
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh' ich durch die Gasssen,
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins weite Feld,
Hehres Glänzen, heil'ges Schauern!
Wie so still und weit die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen -
O du...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Lehren der Klugheit
Soll dir dein Reden überall geraten,
So sprich mit Kriegern von Gefahr und Taten,
Mit einem Hirten von der besten Weide,
Mit schönen Frauen, was am besten kleide,
Von Kniff' und Ränken pfiffig mit dem Diebe,
Mit jungen Mädchen hold von Treu' und Liebe.
Sprich mit dem Kaufmann, wie man Schätze mehre,
Mit wind'gem Fähnrich, wie man sie verzehre,
Mit der Aktrice von der neuen Rolle,
Mit einem Wuchrer, daß man zahlen wolle,
Mit einem Sänger, daß sein Lied gefallen,
Und so, was...
Johann Peter Eckermann