Frauen Zitate (Seite 47)
Von unserer Liebe
Die Liebe, die in uns ist, ist so tief,
Daß alle Stunden ganz von ihr umsponnen,
Als hätte unser Leben erst begonnen
An jenem Tag, da sie uns beide rief.
Sie wird gleichwie ein warmer, heller Schein
Mit uns auf allen Wegen gehen,
Und wenn wir einst im welken Herbste stehen,
Wird sie verblüht, doch niemals häßlich sein.
Und wie wir denken, wenn ihr weißes Haar
Anmutig schöne, greise Frauen tragen,
Wird man von unserer alten Liebe sagen:
"Man sieht noch jetzt, wie schön sie...
Friedl Schreyvogel
Nebeltag
Vorbei nun ist es mit den blauen Tagen,
es senkt der Herbst die graue Schlußgardine;
vom Garten, der einst Rosenpracht getragen,
dringt Grabesduft verblühter Balsamine.
Ein letztes Ideal ward mir zerschlagen,
Brief zuckt auf Brief verflammend im Kamine;
indessen Schauer überm Parke jagen,
pfeift hell der Sturm die Abschiedskavatine.
Mir ahnt es trüb: wer um das Glück der Erden
sein Herzblut gab, den trösten nur hinferne
noch Arbeitslämpchen und Kamingefunkel.
Denn alle Wonnen, die...
Prinz Emil von Schoenaich-Carolath-Schilden
Margarethens Lied
Jetzt ist er hinaus in die weite Welt,
Hat keinen Abschied genommen,
Du frischer Spielmann in Wald und Feld,
Du Sonne, die meinen Tag erhellt,
Wann wirst du mir wiederkommen?
Kaum daß ich ihm recht in die Augen geschaut,
So ist der Traum schon beendet,
O, Liebe, was führst du die Menschen zusamm',
O, Liebe, was schürst du die süße Flamm',
Wenn so bald und traurig sich's wendet?
Wo zieht er hin? Die Welt ist so groß,
Hat der Tücken so viel und Gefahren,
Er wird wohl gar in...
Joseph Victor von Scheffel
Dreiste Blicke
Über die Knie
Unter ein Röckchen zu schaun -–
Wenn sie doch das und die
Haben, die schönen Fraun!
Über einen öffnenden Saum
In Täler zwischen Brüstchen
Darf Blick wie stiller Traum
Stürzen sein Lüstchen.
Sollen doch Frauen auch
So blicken, – nicht schielen –
Wenn Arm, Popo und Bauch
In Fältchen spielen.
Nimm, was der Blick dir gibt,
Sei es, was es sei.
Bevor sich das selber liebt,
Ist's schon vorbei.
Joachim Ringelnatz
Strophen
Ist einer, der nimmt alle in die Hand,
daß sie wie Sand durch seine Finger rinnen.
Er wählt die schönsten aus den Königinnen
und läßt sie sich in weißen Marmor hauen,
still liegend in des Mantels Melodie;
und legt die Könige zu ihren Frauen,
gebildet aus dem gleichen Stein wie sie.
Ist einer, der nimmt alle in die Hand,
daß sie wie schlechte Klingen sind und brechen.
Er ist kein Fremder, denn er wohnt im Blut,
das unser Leben ist und rauscht und ruht.
Ich kann nicht glauben, daß er...
Rainer Maria Rilke
Als Mahl beganns
(aus: Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke)
Als Mahl beganns. Und ist ein Fest geworden, kaum weiß man wie. Die hohen Flammen flackten, die Stimmen schwirrten, wirre Lieder klirrten aus Glas und Glanz, und endlich aus den reifgewordnen Takten: entsprang der Tanz. Und alle riß er hin. Das war ein Wellenschlagen in den Sälen, ein Sich-Begegnen und ein Sich-Erwählen, ein Abschiednehmen und ein Wiederfinden, ein Glanzgenießen und ein Lichterblinden und ein...
Rainer Maria Rilke
Gedankenfreiheit?
Er war zutiefst erschrocken
als er merkte
daß ihn auch andere Frauen reizten –
daß er sich manchmal
geradewegs
in ihren Schoß hineindachte.
Sie war entsetzt
als sie merkte
daß sie, als sie mit ihm schlief
in Gedanken
in den Armen eines anderen –
nicht schöneren, nicht stärkeren –
nur anderen Mannes lag.
Mein Gott, sie liebten sich doch
hatten alles –
und hatten Angst.
Es gibt eben
eine Art von Liebe
da sind
die Gedanken nicht frei.
Jörn Pfennig
Halbes Verständnis
Du klagst
über die Schwierigkeiten
die du hast
weil du so hübsch bist.
Weil die Männer
nur deine Schale wollen
und nicht deinen Kern.
Ich versuche dich zu verstehen
aber es gelingt mir nur halb
weil ich voll bin von Gedanken
an Frauen die auch einen Kern besitzen
aber keine solche Schale.
Jörn Pfennig
Sonett
Vom Schloß die Legende, kennt ihr sie?
Der sich umsonst mit gläubigem Gemüte
Den Gruß der Engel zu erlernen mühte –
›Ave Maria‹ – weiter kam er nie.
Und als er starb mit dieser Melodie –
Aus seinem Herzen eine Rose blühte,
Durchdrang das Grab und auf den Blättern glühte
In goldner Schrift: Gegrüßt seist du, Marie!"
So muß mein Lied alleinig dir erklingen,
Von andern Frauen weiß ich nichts zu singen,
Nur du lebst klar in meiner Dichtung Rahmen;
Und noch bevor mein Auge sich...
Heinrich Moritz Penn
Klarheit
Schließ ab, schließ ab an jedem Tag des Lebens,
und frage dich, zu welchem Zweck du lebst.
Stets mußt du wissen, ob du wohl vergebens,
ob mit Erfolg nach diesem Ziele strebst.
Ein kluger Mann will keine einz'ge Stunde
im Zweifel über seine Lage sein;
er fordert von ihr klare, sichre Kunde
und prägt sich, was sie sagt, für immer ein.
Wer das nicht tut, der gleicht den armen Frauen,
die ohne Öl und nie gerüstet sind.
Sie schlafen fort im blinden Selbstvertrauen
und sind, wie dies...
Karl May