Feuer Zitate (Seite 8)
Schließ Aug und Ohr für eine Weil
Vor dem Getös der Zeit,
Du heilst es nicht und hast kein Heil
Als wo dein Herz sich weiht.
Dein Amt ist hüten, harren, sehn
Im Tag die Ewigkeit.
Du bist schon so im Weltgeschehn
Befangen und befreit.
Die Stunde kommt, da man dich braucht.
Dann sei du ganz bereit
Und in das Feuer, das verraucht,
Wirf dich als letztes Scheit.
Friedrich Gundolf
Aegypten
Blau ist meines Himmels Bogen,
Ist von Regen nie umzogen,
Ist von Wolken nicht umspielt,
Nie vom Abendtau gekühlt.
Meine Bäche fließen träge,
Oft verschlungen auf dem Wege
Von der durst'gen Steppe Sand
Bei des langen Mittags Brand.
Meine Sonn', ein gierig Feuer,
Nie gedämpft durch Nebelschleier,
Dringt durch Mark mir und Gebein
In das tiefste Leben ein.
Schwer entschlummert sind die Kräfte,
Aufgezehrt die Lebenssäfte;
Eingelullt in Fiebertraum
Fühl' ich noch mein Dasein kaum.
Karoline von Günderode
Das Sein
Neue Sterne geboren im Wandel der Zeit,
dem Kosmos entrissen, Geröll, Staub und Gestein
aus toter Materie zum Licht zur Ewigkeit
erstrahlt im Glanze das immer währende Sein.
Atome verdichten im Zug der Gravitation
die Spaltung der Kerne, Reaktion der Fusion,
unsterbliches Feuer entfacht den Strahlenglanz
interpolierend entstanden aus Reaktanz.
Gerd Groß
Ich komme bald, ihr goldnen Kinder!
Vergebens sperret uns der Winter
in unsre warmen Stuben ein.
Wir wollen uns zum Feuer setzen
und tausendfältig uns ergetzen,
uns lieben wie die Engelein.
Wir wollen kleine Kränze winden,
wir wollen kleine Sträuße binden
und wie kleine Kinder sein.
Johann Wolfgang von Goethe
Einladung zur Liebe
Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?
Seht, hier lieg ich in dem Schatten!
Seht mich nur, ihr müßt mich lieben!
Rosen blühen auf den Wangen,
In den Adern glühet Feuer,
In den Minen lacht Vergnügen,
In den Augen locket Liebe,
Und bewegen sich die Lippen,
So bewegt sie Scherz und Freude.
Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?
Seht, hier lieg' ich in dem Schatten!
Mädchen, seht, wie schön ich liebe!
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Unglaube, du bist so sehr ein Ungeheuer,
Als Aberglaube, du!
Für deinen Aftergott gehst du mit Schwert und Feuer
Auf deine Feinde zu.
Streckst sie zu Boden, trinkst ihr Blut aus ihrem Schädel,
Wirst Märtyrer mit Prunk,
Bist grausam, dumm und stolz, dünkst tapfer dich und edel
Bei deinem Schädeltrunk!
Unglaube streitet nur mit Worten und wird müde;
Dir, Ungeheuer, brennt
Die ganze Seele! Dir ist nirgend Ruh und Friede,
Krieg ist dein Element!
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Mein Freund
verhalte dich nicht wie jener,
der an der Feuerstelle sitzt,
das Feuer erlöschen sieht und dann
vergebens in die kalte Asche bläst.
Gib die Hoffnung nie auf,
und verharre nicht in Verzweiflung
über das, was vergangen ist,
denn das Unwiederbringliche
zu beweisen ist die schlimmste
der menschlichen Schwächen.
Khalil Gibran
Am zerfall'nen Burggemäuer
Ueber'm schwarzen Fichtenhag
Glüht's noch einmal auf wie Feuer,
Und versunken ist der Tag.
Schauernd rühren sich die Wipfel,
Drunten schwillt der Rhein mit Macht,
Und vom Thal empor zum Gipfel
Steigt wie ein Gespenst die Nacht.
Da befällt ein heimlich Grausen
Mir im Dunkeln Herz und Sinn:
»Steine bröckeln, Wellen brausen,
Und wie bald bist du dahin!«
Emanuel Geibel
Preiset die Mutter Erde,
die so sonnengelb und prall
in Früchten steht.
Preiset all die lodernden
gelben und roten Feuer,
die weit überm Land
wie Flammenzeichen stehn.
Welch starkes Leben,
welch mühelose Kraft
wirkt sterbend noch in dir
und drängt dich zur Liebe,
zur endlosen, endlosen Liebe.
Carl Peter Fröhling
Du mein heißgeliebtes Ungeheuer
Du bist die dreizehnte Zunge
meines siebenköpfigen Drachens.
Speist Lügenbrunst aus dir heraus.
Mir wird ganz heiß von deinem Feuer,
doch du lachst mich dabei noch aus.
Ich steh' bei dir am Marterpfahl gefesselt,
mit deinen Pranken zerkratzt du mein Gesicht.
Aus jeder Wunde fließt der Saft des Herzens,
Du leckst ihn ab und scheust dich davor nicht.
Und deine Gier wird mit jedem Tropfen größer,
nur beißen ist dir nicht erlaubt.
Drum liebe ich dich mein süßer...
Volkmar Frank
Mein Herz, glaubt's, ist nicht erkaltet,
Es glüht in ihm so heiß wie je,
Und was ihr drin für Winter haltet,
Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.
Doch was in alter Lieb' ich fühle,
Verschließ' ich jetzt in tiefstem Sinn,
Und trag's nicht fürder ins Gewühle
Der ewig kalten Menschen hin.
Ich bin wie Wein, der ausgegoren:
Er schäumt nicht länger hin und her,
Doch was nach außen ging verloren,
Hat er an innrem Feuer mehr.
Theodor Fontane
Der Drache
Wenn auf abendlichen Auen
Tau das Gras tränkt, striegelt die
Witwe mit den schwarzenBrauen
Ihren Zopf, den Hals wäscht sie.
Starren Augs, den Blick erhoben,
Sie zum dunklen himmel sieht,
Und ein langer Drache droben
Funkengrelle Kreise zieht.
Nah und näher kommt er, gleitet
Und auf dessen Strohdach breitet
Er sich wie ein Feuer aus.
Und sie mit den dunklen Brauen
Schließt das Fenster rasch; von dort
Aus der hellen Stube hört man
Küsse und so manches Wort.
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Noch geschwind leben
Noch geschwind
ein paar sehnsüchtige Blicke
zum Himmel werfen
und der Unendlichkeit
tief in die Regenbogenaugen schauen.
Noch schnell
das Feuer der Hoffnung entzünden
und alle Zweifel und Ängste verbrennen.
Noch geschwind
die Quellen der Mißverständnisse
trockenlegen und Wasser
auf die Mühlen des Verstehens leiten.
Noch schnell
alles Überflüssige zum Teufel jagen
und eine Herde Zärtlichkeit
abfangen zwischen Herz und Hirn.
Noch geschwind
dem Leben ins Genick...
Ernst Ferstl