Essen Zitate (Seite 5)
Auf dem Faulbett
Auf mein Faulbett hingestreckt
Überdenk' ich so meine Tage,
Forschend, was wohl dahintersteckt.
Daß ich nur immer klage.
Ich habe zu essen, ich habe Tabak,
Ich lebe in jeder Sphäre,
Ich liebe je nach meinem Geschmack
Blaustrumpf oder Hetäre.
Die sexuelle Psychopathie,
Ich habe sie längst überwunden -
Und dennoch, ich vergess' es nie,
Es waren doch schöne Stunden.
Frank Wedekind
Was sie will – ist Fleisch vom Grill,
gefüllte Tomate – und vom Salate,
lecker essen – wie besessen,
nach der Speise – noch vom Eise,
und dann trinken – bis zum Abwinken,
Knabberei und vieles mehr – steht danach noch zum Verzehr,
folgt ungefragt – der Herzinfarkt
und über Nacht – mal nachgedacht
mit Affenzahn – zum Abnehmwahn.
Ursula Schachschneider
Wenn dich Familienbande fest umstricken,
So darf dein Geist nach Freiheit nicht mehr blicken.
Die Sorg' um Kinder, Kleidung, Nahrung, Geld,
Zieht dich zurück vom Weg zur Geisteswelt.
Den ganzen Tag hab ich mir vorbedacht,
Mit Gott nur umzugehn die ganze Nacht,
Allein beim Beten konnt ich nicht vergessen:
Was werden meine Kinder morgen essen?
Saadî
Du hast zwei Ohren und einen Mund;
Willst du's beklagen?
Gar vieles sollst du hören und
Wenig darauf sagen.
Du hast zwei Augen und einen Mund;
Mach dir's zu eigen!
Gar manches sollst du sehen und
Manches verschweigen.
Du hast zwei Hände und einen Mund;
Lern' es ermessen!
Zweie sind zur Arbeit und
Einer zum Essen.
Friedrich Rückert
Natur gehet für die Lehr
Art lässet nicht von Art, die Katze läßt das Mausen,
Der Dieb das Stehlen nicht, die Affen wollen laufen,
Der Garten bringt sein Kraut, der Hirte treibt fürs Thor,
Was ehmals Wasser war, wird Wasser wie zuvor.
Salz komt aus Wasser her, es quillet aus der Erden,
Kan auch mit schlechter Müh' ein Wasser wiedrum werden,
Und weil denn Eis und Schnee aus Wasser ist gemacht,
So wird es auch sehr leicht ins Wasser wieder bracht.
Die Katz' hält zwar das Licht, wann Salomo will...
Johann Rist
Jeden Tag
gibt es mindestens sechs Gründe zu danken:
1. dafür, daß du lebst
2. dafür, daß du gesund bist
3. dafür, daß du zu essen hast
4. dafür, daß du arbeiten darfst
5. dafür, daß du Freunde hast
6. dafür, daß du lernen darfst
Und nun denk' nach,
was dir jeder einzelne Tag immer wieder schenkt,
wofür du danken solltest.
Es sind sicher
mindestens
noch einmal sechs Gründe!
Irina Rauthmann
So recht fidel leb'n und umsunst,
Das, sag ich, das ist d' größte Kunst.
Ein tüchtigen Zins zahln zweimal im Jahr
Und drum ein Quartier hab'n, das kann jeder Narr;
Den Wirt zahln fürs Essen, der Schneider fürs Gwand,
Dazu braucht der Mensch noch kein Quintel Verstand –
Aber ganz ohne Geld leb'n wie i,
Dazu g'hört schon a Genie.
Johann Nepomuk Nestroy
Was ist der Mensch? Ein Magen, zwei Arme,
Ein kleines Hirn und ein großer Mund,
Und eine Seele – daß Gott erbarme! –
Was muß der Mensch? Muß schlafen und denken,
Muß essen und feilschen und Karren lenken,
Muß wuchern mit seinem halben Pfund.
Muß beten und lieben und fluchen und hassen,
Muß hoffen und muß sein Glück verpaßen
Und leiden wie ein geschundener Hund.
Erich Mühsam
Flügel
Will ich mein Maß, so nennt man mich vermessen,
Aus jedem Teller muß ich Bittres essen,
Und was mir nicht geschah, es ist geschehn.
Du lehrtest mich ein stilles Unterdessen:
Figuren in der Rankenwand der Kressen
Als Flügel durch das Abendgelb zu sehn.
Du lehrtest mich zu fragen auch vergessen:
Wohin die Flüge? Und die Flügel wessen?
Du machtest mich zum Kind, mir beizustehn.
Oskar Loerke
Worte zum Sonntag
"Am siebten Tage sollst du ruh'n,
am besten überhaupt nichts tun!"
Wie schön die Worte für mich klingen,
doch wer wird heut das Essen bringen?
Die Katze mahnend sich erhebt,
weil ihr der Magen hungrig bebt,
der Hund will auf die Straße schaun,
um zu benetzen einen Baum.
Die Kinder toben durch das Haus
und wollen ständig was, oh Graus.
Und kein Verständnis von der Meute,
daß einen Ruhetag ich bräuchte.
"Am siebten Tage sollst du ruh'n,
am besten überhaupt nichts tun!"
Nur...
Poldi Lembcke
Armes Mädchen
Ein Bissen Brot,
Ein Stückchen Wurst,
Ein Glas voll Wasser
Für den Durst,
Ein Teller mit
Geblümtem Rand,
Und ich davor, so
Hand in Hand …
Mein Blick geht leer
Darüber hin.
Mir will es gar nicht
Aus dem Sinn,
Daß du mich gestern
Hast geküßt
Und heut' schon bei der
Andern bist.
Der Abend kommt.
Ich spar das Licht.
Zum bißchen Essen
Brauch' ich's nicht.
Und wie es schmeckt,
Es ist ja gleich,
Ist doch vor lauter
Thränen weich …
Ludwig Jacobowski
Aber bei all' ihrem Protegiren,
Hätt' ich können vor Hunger krepiren,
Wär' nicht gekommen ein braver Mann,
Wacker nahm er sich meiner an.
Braver Mann! er schafft mir zu essen!
Will es ihm nie und nimmer vergessen!
Schade, daß ich ihn nicht küssen kann!
Denn ich bin selbst dieser brave Mann.
Heinrich Heine