Erde Zitate (Seite 28)
Liebe ohne Heimat
Meine Liebe, lange wie die Taube
Von dem Falken hin und her gescheucht,
Wähnte froh, sie hab' ihr Nest erreicht
In den Zweigen einer Götterlaube.
Armes Täubchen! Hart getäuschter Glaube!
Herbes Schicksal, dem kein andres gleicht!
Ihre Heimat, kaum dem Blick gezeigt,
Wurde schnell dem Wetterstrahl zum Raube.
Ach, nun irrt sie wieder hin und her!
Zwischen Erd' und Himmel schwebt die Arme,
Sonder Ziel für ihres Flugs Beschwer.
Denn ein Herz, das ihrer sich erbarme,
Wo sie noch...
Gottfried August Bürger
Das Schneegestöber
Wie die kleinen Flöckchen
Bei des Windes Weh'n
Hell im weißen Röckchen
Durcheinander dreh'n!
Wechseltänze schlingen
Sie auf luft'gem Plan;
In verworr'nen Ringen
Krümmt sich ihre Bahn.
Hast vergeb'nes Mühen,
Rasches Flöckchen dort;
Spottend dein im Fliehen
Schwebt das Liebchen fort.
Andre, die ersiegen
Sich die holde Braut,
Aneinander schmiegen
Sie sich sanft und traut.
Aber alle kommen
Endlich hin zur Ruh',
Wann die Sonn' erglommen,
Deckt ein Grab sie zu.
Wahres Bild des...
Adolf Bube
Gott, der durch ein Wort: Es werde!
Aller Himmel Himmel Pracht,
Stern’ und Sonnen, Mond und Erde,
Glut und Flut hervorgebracht!
Alle Tropfen in den Bächen,
Ja sogar im tiefen Meer,
Hör’ ich gleichsam rauschend sprechen:
Nur von Gott kommt alles her;
Ihm allein sei Preis und Ehr!
Barthold Hinrich Brockes
Verzweiflung an der Liebe in der Liebe
In Liebeskampf? In Todeskampf gesunken?
Ob Atem noch von ihren Lippen fließt?
Ob ihr der Krampf den kleinen Mund verschließt?
Kein Öl die Lampe? oder keinen Funken?
Der Jüngling – betend? tot? in Liebe trunken?
Ob er der Jungfrau höchste Gunst genießt?
Was ist’s das der gefallne Becher gießt?
Hat Gift, hat Wein, hat Balsam sie getrunken?
Des Jünglings Arme, Engelsflügel werden –
Nein Mantelsfalten – Leichentuches Falten,
Um sie strahlt Heil'genschein –...
Clemens Brentano
Osterlied
Die Glocken läuten das Ostern ein
In allen Enden und Landen,
Und fromme Herzen jubeln darein:
Der Lenz ist wieder erstanden!
Es atmet der Wald, die Erde treibt
Und kleidet sich lachend in Moose,
Und aus den schönen Augen reibt
Den Schlaf sich erwachend die Rose.
Das schaffende Licht, es flammt und kreist
Und sprengt die fesselnde Hülle;
Und über den Wassern schwebt der Geist
Unendlicher Liebesfülle.
Adolf Böttger
Was dich erfreut, was dich bewegt,
Verschließ es treu in deiner Brust,
Der scheelen Blicke Neid erregt
Des Frohsinns blumenheitre Lust.
Das Herz, von Liebe still umhegt,
Treibt Blüt' und Früchte fort und fort,
Die keines Wetters Blitz zerschlägt,
Die keine Sommerschwüle dorrt.
Mit einer Seele, die dich liebt,
Erhaben über Menschenstreit,
Genieße, was die Erde gibt,
In seliger Verborgenheit.
Adolf Böttger
Nacht
Das Tal ist ertrunken in Nacht,
Die taglang Mühsal vollbracht.
Nur des Bergbachs Schwellen und Dämpfen
Mahnt an das zeitlose Ringen und Kämpfen
Der Lebensschlacht.
Ein einziger bebender Schimmer durchbricht
Das Dunkel. Ist es ein Totenlicht?
Ist es ein Grüßen der Erde hinauf
Zu den Geschwistern im Sternenlauf?
Oder ein Hoffen des Ewig-Blinden,
Oben erlösende Wahrheit zu finden?
Rings um die Seele ist Nacht,
Drin ist ein Funken entfacht,
Möchte die Finsternis siegreich zerstreuen,
Über...
Jakob Boßhart
Nacht
Holde Nacht, wie still bist du, wie still!
Drunten fließen ruhelos die Wogen,
kommt ein Lichtlein noch heraufgezogen,
das in seinen Hafen will.
Ach, mein Sinn ist wundersam bewegt:
Wer sein armes, armes Herz begriffen,
möchte gerne in bekränzten Schiffen
dorthin, wo man alles schlafen legt.
Hell und heller grüßt der Sterne Schein,
und mir ist, als ob es Frühling werde ...
Überm Heimwehland der dunklen Erde,
ach, wie tief muß da der Friede sein!
Martin Boelitz
Liebeserklärung eines Kraftgenies
Ha, wie rudert meine ganze Seele
Nun in der Empfindung Ozean?
Laute Seufzer sprengen mir die Kehle,
Die man auf zehn Meilen hören kann.
Gleich Kanonenkugeln rollen Thränen
Aus den beiden Augenmösern mir:
Erd' und Himmel bebt bei meinem Stöhnen,
Und ich brülle schluchzend – wie ein Stier.
Wetterstürme der Empfindung treiben
Mich oft-, west- und süd- und nordenwärts:
Meine Seele hat in mir kein Bleiben,
Und es blitzt und donnert mir das Herz.
Ach! ich muß, ich...
Johann Aloys Blumauer
Frühlingssonntag
In der weiten, stillen Gotteskirche
Ist ein tiefes andachtsvolles Schweigen;
Nur die Grille zirpt im Rauch der Ähren,
Lerche singt in silbergrauen Lüften.
Und mir ist, als ginge Gott der Vater
Ungesehen segnend durch die Fluren;
Jeder segenschwere Halm erkennt ihn:
Leise, leise neigen sich die Ähren.
Aber heilig schauernd knie ich nieder,
Kniee nicht, ich lege mich zur Erde,
Küsse sie mit sanften, leisen Lippen,
Denk' es sei der Saum von seinem Mantel.
Beten möcht' ich, hoch...
Hugo Freiherr von Blomberg