Eltern Zitate (Seite 7)
Es ist ein Glück, daß wir im allgemeinen genaueres nur von unseren Eltern, bestenfalls noch von unseren Großeltern wissen. Wäre uns auch von unseren entfernteren Ahnen so viel bekannt, dann gäbe es wohl keinen Charakterfehler und keine Schurkerei, die wir nicht mit unserer erblichen Belastung zu rechtfertigen suchten.
Arthur Schnitzler
Was bleibt Angehörigen einer jungen Generation, die ihre Eltern weder durch Kleidung noch durch Haartracht, weder durch "freie Liebe" noch durch Haschischkonsum schockieren kann, weil das die Tabubrüche sind, die ihre Eltern selber begangen haben? Wer Naziaufmärsche nachäfft oder den Arm zum "Führergruß" hebt, verstößt gegen den letzten Konsens unserer Gesellschaft: die Verurteilung menschenverachtender Diktaturen und die Entschlossenheit, in einer freien, demokratischen Gesellschaft...
Johannes Rau
Schafott
Drei Stufen aufwärts
zu gehen auch mit kleinem Schritt
denn stolpern soll hier niemand mehr –
noch soll man geh’n mit festem Schritt.
Die Schärfe blinzelt in die Sonne
Fanfaren klingen hell und klar:
Im Jubel, unter heit’rem Himmel
soll sterben, was voll Leben war.
Ein Delinquent nur ist es heute
Oh, wie er schreit, oh, wie er flennt
Und nur durch eins kann man ihn läutern:
Daß man ihn flugs vom Leben trennt.
Er ist noch Kind, kaum sieben Jahr
Und dennoch hat er es...
Götz vor dem Gentschenfelde
An Berliner Kinder
Was meint ihr wohl, was eure Eltern treiben,
Wenn ihr schlafen gehen müßt?
Und sie angeblich noch Briefe schreiben.
Ich kann's euch sagen: Da wird geküßt,
Geraucht, getanzt, gesoffen, gefressen,
Da schleichen verdächtige Gäste herbei.
Da wird jede Stufe der Unzucht durchmessen
Bis zur Papagei-Sodomiterei.
Da wird hasardiert um unsagbare Summen.
Da dampft es von Opium und Kokain.
Da wird gepaart, daß die Schädel brummen.
Ach schweigen wir lieber. - Pfui Spinne, Berlin!
Joachim Ringelnatz