Einsam Zitate (Seite 5)
Er ist mein Halt,
wenn der Boden aufbricht.
Er ist mein Lachen,
wenn ich traurig bin.
Er ist mein Kritiker,
wenn ich meine Seele öffne.
Er ist mein Freund,
wenn ich einsam bin.
Er ist mein Herz,
wenn ich es verloren habe.
Er ist meine Hoffnung,
wenn ich an nichts glaube.
Er ist der Verstand,
wenn ich nur noch fühle.
Er ist das Gefühl,
wenn ich zu viel denke.
Damaris Wieser
Tief im Schatten alter Rüstern,
Starren Kreuze hier am düstern
Uferrand.
Aber keine Epitaphe
Sagen uns, wer unten schlafe,
Kühl im Sand.
Still ist's in den weiten Auen.
Selbst die Donau ihre blauen
Wogen hemmt.
Denn sie schlafen hier gemeinsam,
Die, die Fluten still und einsam,
Angeschwemmt.
Alle, die sich hier gesellen,
Trieb Verzweiflung in der Wellen
Kalten Schoß.
Drum die Kreuze, die da ragen,
Wie das Kreuz, das sie getragen,
"Namenlos".
Albrecht Graf Wickenburg
Da ging ich an dem Bach zu fischen
Mit meiner Angel hin,
Und hörte hinter Erlenbüschen
Die schöne Nachbarin.
Ich ließ die Angel an dem Bach,
Und ging dem lieben Mädchen nach.
So einsam, Mädchen? Darf ich stören?
Hier sitzt man kühl und frisch.
»O gern! Ich suchte Heidelbeeren
In dieses Tals Gebüsch.
Allein die Mittagssonne sticht,
Auch lohnet es die Mühe nicht.«
Johann Heinrich Voß
Wasser
Doch nun will ich dienen der Menschenhand,
In der Thäler sanftes, grünes Gewand
Will ich den silbernen Gürtel weben,
Will die frommen, hellen,
Plaudernden Wellen
Ruhig schlängelnd durch Gärten gießen,
Will schwatzend an Blumen vorüberfließen;
Der Hirsch, das Reh
Sollen aus meinen Fluten trinken
Und in holdem Weh,
Wenn die Sterne blinken,
Mag eine Jungfrau, die einsam wacht
In lauer Sommernacht,
Meinem Rauschen
Lauschen.
Friedrich Theodor von Vischer
Verborgenes Leid.
Im Walde wohnt mein Leid,
ich darf es niemand klagen,
zum Walde muß ich's tragen,
zur tiefsten Einsamkeit.
Kommt je in künftiger Zeit,
ein Mensch zu jenen Gründen,
im Walde kann er finden
mein scheues Herzeleid.
Sieht er im Walde weit,
recht einsam und verschwiegen,
die tiefsten Schatten liegen,
das ist mein finstres Leid.
Ludwig Uhland
Romanze zur Nacht
Einsamer unterm Sternenzelt
Geht durch die stille Mitternacht.
Der Knab aus Träumen wirr erwacht,
Sein Antlitz grau im Mond verfällt.
Die Närrin weint mit offnem Haar
Am Fenster, das vergittert starrt.
Im Teich vorbei auf süßer Fahrt
Ziehn Liebende sehr wunderbar.
Der Mörder lächelt bleich im Wein,
Die Kranken Todesgrausen packt.
Die Nonne betet wund und nackt
Vor des Heilands Kreuzespein.
Die Mutter leis' im Schlafe singt.
Sehr friedlich schaut zur Nacht das Kind
Mit Augen,...
Georg Trakl
Geh nicht vorüber am Erdenleid!
Das Auge offen, die Arme weit,
die Füße eilend und stark die Hand,
sei du ein Bote von Gott gesandt!
Geh nicht vorüber am Erdenleid!
Hörst du, wie einsam die Seele schreit?
Siehst du, wie heimlich die Träne rinnt?
Sei Gottes Bote und tröste lind!
Geh nicht vorüber am Erdenleid!
Das Meer der Leiden ist tief und weit,
so mancher ringt mit der dunklen Flut;
wirf ihm ein Seil zu und mach ihm Mut!
Eva von Tiele-Winckler
Rechte Liebe
Es wogt das reiche Leben,
Ein wellenreicher Strom,
Mit tausendfachem Streben
Rings um den ernsten Dom.
Indes in seinem Frieden
Nur ein Gefühl sich regt,
Das, was von der Welt geschieden,
Doch alles in ihr trägt.
Das, in der Welt verstummend,
In allen Herzen tönt;
Das, sich der Welt verhüllend,
Allein die Welt verschönt.
So steht die rechte Liebe,
Die von der Welt nicht trennt,
Und, mitten im Gedränge,
Doch hoch und einsam brennt.
Victor von Strauß und Torney
Meeresstrand
Ans Haff nun fliegt die Möwe,
Und Dämmrung bricht herein;
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein
Graues Geflügel huschet
Neben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
Im Nebel auf dem Meer.
Ich höre des gärenden Schlammes
Geheimnisvollen Ton,
Einsames Vogelrufen –
So war es immer schon.
Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.
Theodor Storm
Wir wollen uns immer die Hände halten
Wir wollen uns immer die Hände halten
Damit unsre Seelen nicht in den kalten,
Notvollen Nächten einsam erfrieren.
Wir wollen uns immer tiefer finden,
Damit wir uns nicht wie die armen Blinden
Im schwarzen Walde traurig verirren.
Wir wollen uns immer die Hände halten,
Damit wir uns nicht zu tief in die Falten
Des unendlichen Lebens verlieren.
Francisca Stoecklin
In den Sternen
Einsam las ich oft da droben,
Wenn das Sternheer stille kreiste,
Und der eignen Lebensbahnen
Dacht' ich dann im dunk'len Geiste.
Vieles tat ich – aber eines
Tat ich, was ich nie verschmerze:
Daß ich deiner konnt' vergessen,
Da mich lieb gehabt dein Herze.
Daß ich's nicht erkennen wollte:
Von den Qualen, von den bösen
Geistern einer wilden Seele,
Kann die Liebe nur erlösen !
Und doch strahlte mir dein Auge
Wie ein letzter Strahl der Gnade –
Also les' ich in den Sternen …
Nun...
Karl Stieler