Des Lebens Zitate (Seite 42)
Wenn es einen Menschen gibt, der die Gewalt des Schicksals, die Wechselfälle des Lebens, die Wirkung aller denkbaren Ereignisse erträglich findet, der sich infolgedessen weder von Furcht noch von Angst berühren läßt, sich keiner Begierde hingibt und keinem leeren Wonnerausch anheimfällt: Warum soll der nicht glückselig heißen?
Marcus Tullius Cicero
Abschied vom blauen Rauch
Heut nachts erwacht' ich jäh, das Herz stand still!
Dann aber hub ein Hämmern an, ein Pochen,
So ungefüg, als würde eingebrochen
Im Purpurschrein des Lebens. – Wie Gott will.
Es meint' der Arzt zu mir: Du rauchst zuviel,
Solch sinnlos Fröhnen bleibt nicht ungerochen! –
Und hat mir lange weise zugesprochen
Von meines Daseins Pflicht und ernstem Ziel.
Du blauer Rauch, berauschendes Umfließen,
Aus dem mir Ahnung und Gedanke quillt,
So muß ich deiner spärlicher...
Anton Wildgans
Was dich immer drückt, verzage nicht.
Auch das Leiden adelt – klage nicht.
Nur was wieder in den Staub dich zieht,
das Gemeine nur vertrage nicht.
Freude kann veredeln wie der Schmerz,
drum des Lebens Lust entsage nicht.
Vorwärts, unaufhaltsam rollt die Zeit,
und ins Rad zu greifen wage nicht.
Was du bist, das strebe ganz zu sein.
und nach anderm Lohne frage nicht.
Albrecht Graf Wickenburg
Ilse
Ich war ein Kind von fünfzehn Jahren,
Ein reines unschuldsvolles Kind,
Als ich zum erstenmal erfahren,
Wie süß der Liebe Freuden sind.
Er nahm mich um den Leib und lachte
Und flüsterte: O welch ein Glück!
Und dabei bog er sachte, sachte
Den Kopf mir auf das Pfühl zurück.
Seit jenem Tag lieb' ich sie alle,
Des Lebens schönster Lenz ist mein;
Und wenn ich keinem mehr gefalle,
Dann will ich gern begraben sein.
Frank Wedekind
An den Menschen
Fazit
Ich war nie zuvor,
ich bin jetzt und einzigartig.
Einst werde ich nicht sein,
nicht aufgefahren und nicht hinabgestiegen.
Sinn des Lebens?
Nicht nach dem Sinn zu fragen. –
Fazit:
Kein Sinn.
Aber ich bin,
und ich kann nicht zusehen,
wie Du hungerst, wie Du blutest,
wie Du stirbst.
Ich muss Dir helfen, denn
irgendwie
liebe ich Dich.
Raymond Walden
Arbeit!
Komm, ernste Freundin, meine Trösterin,
du Segenshort in ruhelosen Tagen,
ersehnte Zuflucht, Allerbarmerin,
hilf mir des Lebens Bürde weiter tragen.
Leid drückt mein Herz! Soll ich der Last erliegen?
sieh, wie gebrochen und verzagt ich bin!
bei dir ist Heil, hilf meinen Gram besiegen
und gib mir Frieden, stille Trösterin!
Leon Vandersee
Entschlossenheit
Nie lügt das Herz, nie sehnt's vergebens,
Nicht ward es aus der Götter Schoß
Geschleudert in die Flut des Lebens,
Zu dulden eines Tantals Los.
Fürwahr, dem inneren Bestreben,
Zu dem kein Friede sich gesellt,
Ihm haben wir nicht Mut gegeben,
Sich zu befruchten mit der Welt.
Drum folge ohne viel Beraten
Dem edlen Wunsche, der dich zieht,
Die Götter wandeln mit den Taten
Und nur die Tat ist ihr Gebiet!
Johann Fercher von Steinwand