Dem Leben Zitate (Seite 83)
Weinende Seele
Es ist still, ich hör nur den Wind,
seh am Himmel ein Wolkenmeer,
und am Weg ein weinendes Kind,
das rennt einem Ball hinterher.
Erinnerung stürzt auf mich ein,
und erweckt die Vergangenheit,
in der ich so hilflos allein,
erlebte viel Kummer und Leid.
Was geschah ist lange schon her,
hat meinen Kindheitstraum zerstört,
doch das Geschehene wiegt schwer,
weil mein Flehen niemand gehört.
Nichts von dem hab ich je erzählt,
es blutet noch heute mein Herz,
weil diese Erinnerung...
Horst Rehmann
Im Dämmerlicht
Die Sonne sinkt am Horizont,
kalter Wind bläst aus Nordwest,
Wellen türmen sich als Front,
zu einem gischtbedeckten Fest.
Felsen ragen aus dem Meer,
lassen sich durch nichts bewegen,
trotzen Neptuns feuchtem Heer,
stehen fest wie Kampfstrategen.
In dieser Elemente Macht,
seh ich dich an im Dämmerlicht,
bei dieser schaurig schönen Pracht,
sag ich ganz leis: Ich liebe dich.
So wie der Fels in wilder Flut,
werden wir die Welt begeistern,
mit uns'rer Herzen heißer Glut,
des...
Horst Rehmann
Es reicht
Heute ist mir plötzlich klar,
ich ändere mein Leben,
bin nun sechsundsechzig Jahr,
hab immer nur gegeben.
Jubel, Trubel, Heiterkeit,
ging stets zu meinen Lasten,
jetzt wird´s allerhöchste Zeit,
zu ruhen und zu rasten.
Bin doch nicht der Araber,
mit dem Namen He Na Gib,
hab satt das Rumgelaber,
nebst der Worte, hab dich lieb.
Ab sofort ist damit Schluss,
mir schmerzt langsam die Galle,
doch zu meinem Überdruss,
vermiss ich jetzt schon Alle.
Horst Rehmann
Wasser
Vom Quell stürzt du als Bach zu Tal,
willst das Flussbett schnell erlangen,
bist frisch und klar, hast keine Wahl,
musst irgendwie zum Meer gelangen.
Hast es sehr eilig, folgst deinem Ziel,
fließt durch Wälder und durch Auen,
verbringst auch Zeit mit Wellenspiel,
an dem sich Menschen gern erbauen.
Natur verschlingt dein köstlich Nass,
durch dich erwacht das neue Leben,
drum fließe Ständig, ohne Unterlass,
dann wird´s die Welt auf ewig geben.
Horst Rehmann
Ein böser Satz ist schnell gesagt,
Bei dem der Andere selbst weint,
Wenn man den Grund dann hinterfragt,
Wird böse Absicht stets verneint.
Es ist doch nur so raus gerutscht,
Die Sache müsse man versteh'n,
Die Nerven seien aufgeputscht,
Deshalb dies peinliche Verseh'n.
Diese Botschaft wird vernommen,
Doch der Satz bleibt lange haften,
Die Seele ist fortan beklommen,
Nur schwer ist Bosheit zu verkraften.
So manch ein unbedachtes Wort,
zerstört vielleicht ein frohes Leben,
Wenn man es sagt am...
Horst Rehmann
Ernüchterung
Unser Tun ist nicht richtig
wir wissen's genau,
diese Liebe macht süchtig,
doch der Himmel ist grau.
Brücken wird es nicht geben,
das sagt der Verstand,
ein gemeinsames Leben,
wäre Meer ohne Land.
Jeder Schritt wird zur Bürde,
erkaltet die Glut,
auch Vulkane der Erde
holt manchmal die Flut.
Auf ein Wunder zu warten,
macht auch keinen Sinn,
selbst ein Magier mit Karten
übertreibt zu Beginn.
Wir zwei müssen uns fügen,
all dem, was jetzt ist,
dürfen keinen belügen,
weil uns Satan...
Horst Rehmann
Kurz vor dem Grenzübertritt
(Impressionen einer Wüstenreise)
Seltsames Gefühl in der Magengegend.
Nicht gehen möcht' ich, doch auch nicht bleiben.
In beiden Welten gibt es andere Arten von Freiheit.
Ein schwerer Hauch von Melancholie.
Wir, als Fremde, die hier nicht leben,
können die Freiheit empfinden.
Hier geboren, empfindest du dich vielleicht als unfrei
und gefangen, und willst nichts wie weg.
Es ist schon eine seltsame Angelegenheit
mit der "Freiheit"!
Irina Rauthmann
Seelenkampf
Zwei Stimmen kommen nie zur Ruh',
Der Seelenkampf währt unergründet:
Es gibt Vernunft den Gott nicht zu,
Den Liebe träumt und laut verkündet.
Du hast dem Zwist dein Ohr gegeben.
Es ist mein traurig' Los, wie deins,
Mit diesem Widerstreit zu leben.
"Kein Vater leitet diese Welt",
Sagt der Verstand, der urteilsschroffe,
"Hier, wo das Böse recht behält",
Da spricht das Herz: "Ich glaub' und hoffe."
Mit etwas Liebe kommt man weit.
Hoff' auch und glaub' ihn, den ich preise,
Ich spüre...
Sully Prudhomme
Frühlingshoffnung
Warmer
Frühlingshauch
läßt die Natur
zu neuem Leben erwachen.
Die Sehnsüchte
des Winters
gehen endlich in Erfüllung,
können bald schon
aus dem Vollen schöpfen!
Zartes Grün,
erfrischende Farben der ersten Blüten,
die Vögel singen – Lebenslust! –
die Bienen eilen von Blüte zu Blüte
Öffne dich, mein Herz!
Laß sie los,
die Traurigkeit, die Einsamkeit, die Müdigkeit!
Laß dich erwärmen
und dich mit Freude, Zuversicht und Liebe füllen!
Laß dich mitreißen
zu...
Beate Prager
Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite,
Und möchte fürder, immer fürder streben:
Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben,
Und hätt ein Eden ich an jeder Seite.
Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,
Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer, zu finden eine zweite.
Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte,
Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen,
Wenn dort verehrt es...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)