Bruder Zitate (Seite 2)
Beim Tod meines Bruders
Nun danke Gott, die Fahrt ist aus!
Du kehrtest heim ins Vaterhaus,
froh bist du bei den Deinen, -
und ich muß weinen.
Du kehrtest heim, stell' hin den Stab,
die schwere Bürde, leg' sie ab,
zieh aus die Reiseschuhe,
nun hast du Ruhe.
Dir tat so unsanft diese Welt,
vergiß sie unterm Palmenzelt,
vergiß sie in der andern; -
ich muß noch wandern.
Und bring der Mutter Gruß auf Gruß
von Ihrem, der noch wandern muß,
und sag' ihr, daß sein Lieben
ihr treu geblieben.
Und...
Friedrich Wilhelm Weber
Weichheit ist gut an ihrem Ort,
Aber sie ist kein Losungswort.
Kein Schild, keine Klinge und kein Griff,
Kein Panzer, kein Steuer für dein Schiff.
Du ruderst mit ihr vergebens.
Kraft ist die Parole des Lebens!
Kraft im Zuge des Strebens,
Kraft im Wagen,
Kraft im Schlagen,
Kraft im Behagen,
Kraft im Entsagen,
Kraft bei des Bruders Not und Leid
Im stillen Werk der Menschlichkeit.
Friedrich Theodor von Vischer
Der Schlaf
Man hat schon oft gesagt,
Du seiest des Todes Bild,
O Knabe, still und mild,
Süßer Schlaf!
Ich aber versteh' es:
Weil die wilden Gedanken,
Die umgetriebenen, todeskranken,
Nicht mehr sind.
Morden kann ich sie nicht,
Aber sie nicken und schlummern ein
In deinem Dämmerschein
Ganz sachte.
Bringst du denn nicht auch bald,
Wenn ich ruf' und stehe zu dir,
Deinen bleichen Bruder mir
An der Hand?
Bringst du ihn immer nicht?
Er hat, was das Herz vermißt,
Hat, was das Beste ist,
Kein...
Friedrich Theodor von Vischer
Umsonst
Es hilft dir nichts, du bist dir ewig gleich,
und wenn du auch in jede Pfütze rennst
und dich mit jedem Lumpen Bruder nennst,
es hilft dir nichts, du bist doch rein und reich
und bleibst in deiner Pöbel-Trunkenheit,
in deinem schmerzlichen Dich selbst Verachten
und deinem aberwitzigen Narrentrachten
ein goldnes Rad im Spiele der Notwendigkeit.
Gustav Sack
Königslied
Darfst das Leben mit Würde ertragen,
nur die Kleinlichen machen es klein;
Bettler können dir Bruder sagen,
und du kannst doch ein König sein.
Ob dir der Stirne göttliches Schweigen
auch kein rotgoldener Reif unterbrach, –
Kinder werden sich vor dir neigen,
selige Schwärmer staunen dir nach.
Tage weben aus leuchtender Sonne
dir deinen Purpur und Hermelin,
und, in den Händen Wehmut und Wonne,
liegen die Nächte vor dir auf den Knien.
Rainer Maria Rilke
Ich finde dich in allen diesen Dingen,
denen ich gut und wie ein Bruder bin;
als Samen sonnst du dich in dem Geringen
und in dem Großen gibst du groß dich hin...
Das ist das wundersame Spiel der Kräfte,
daß sie so dienend durch die Dinge gehn:
in Wurzeln wachsend, schwindend in die Schäfte
und in den Wipfeln wie ein Auferstehn.
Rainer Maria Rilke
Stimme eines jungen Bruders
Ich verrinne, ich verrinne
wie Sand, der durch Finger rinnt.
Ich habe auf einmal so viele Sinne,
die alle anders durstig sind.
Ich fühle mich an hundert Stellen
schwellen und schmerzen.
Aber am meisten mitten im Herzen.
Ich möchte sterben. Laß mich allein.
Ich glaube, es wird mir gelingen,
so bange zu sein,
daß mir die Pulse zerspringen.
Rainer Maria Rilke