Bist Zitate (Seite 8)
Lern es einmal doch
Herz, du bist so alt geworden,
Und bist noch so jung,
Noch so kindisch jung geblieben,
Daß du immer für dein Lieben
Noch begehrst Erwiderung.
Daß du meinst, für treues Mühen
Zieme sich auch Dank,
Nicht an still erlittner Plage
Allerletztem Leidenstage
Noch im Kelch der bittre Trank.
Herz, du bist so alt geworden:
Lern es einmal doch,
Daß du sollst nach bess'rem Lohne,
Anderm Kranz und andrer Krone
Sänftlich tragen Kreuz und Joch.
Sei die Blume, die zertreten,
Da sie eben...
Karl Heinrich Wilhelm Wackernagel
Du willst es nicht in Worten sagen,
Doch legst dus brennend Mund auf Mund,
Und deiner Pulse tiefes Schlagen
Tut liebliches Geheimnis kund.
Du fliehst vor mir, du scheue Taube,
Und drückst dich fest an meine Brust,
Du bist der Liebe schon zum Raube
Und bist dir kaum des Worts bewußt.
Du biegst den schlanken Leib mir ferne,
Indes dein roter Mund mich küßt;
Behalten möchtest du dich gerne,
Da du doch ganz verloren bist.
Du fühlst, wir können nicht verzichten;
Warum zu geben scheust du noch?
Du...
Theodor Storm
Wo bist du, Gott?
Wo bist du, Gott? Ich hab die Wälder
Mit deinem Namen wachgeschrien,
Ließ heißaufweinend durch die Felder
Nach dir der Stimme Sehnsucht ziehn.
Ich hab das Meer gefragt, die Stürme
Nach ihrer Heimat Ewigkeit.
Ich schrieb ins Glockenerz der Türme,
Wie meine Seele nach Dir schreit.
Die Frommen fragt ich, mit den Spöttern
Hab ich beim Weine dich verlacht,
Hab in des Meeres Blitzeswettern
Nach dir gefiebert, Meer der Nacht.
Mit Beten, Betteln, Grimm und Fluchen,
Mit rastlos...
Gustav Schüler
Liebesfrühling
Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn', o du mein Schmerz,
du meine Welt, in der ich lebe,
mein Himmel du, darein ich schwebe,
o du mein Grab, in das hinab
ich ewig meinen Kummer gab!
Du bist die Ruh', du bist der Frieden,
du bist der Himmel, mir beschieden.
Daß du mich liebst, macht mich dir wert,
dein Blick hat mich vor mir verklärt,
du hebst mich liebend über mich,
mein guter Geist, mein bess'res Ich!
Friedrich Rückert
Gott
So bin ich nur als Kind erwacht,
so sicher im Vertraun,
Nach jeder Angst und jeder Nacht
Dich wieder anzuschaun.
Ich weiß, so oft mein Denken mißt:
wie tief, wie lang, wie weit, –
Du aber bist und bist und bist,
Umzittert von der Zeit.
Mir ist als wär' ich jetzt zugleich
Kind, Knab und Mann und mehr,
Ich fühle: nur der Ring ist reich
Durch seine Wiederkehr.
Ich danke Dir, Du tiefe Kraft,
Die immer leister mit mir schafft
Wie hinter vielen Wänden;
Jetzt ward mir erst der Werktag...
Rainer Maria Rilke
Wind
Du bist so frisch und wunderbar,
bist überall, doch unsichtbar,
man spürt dich gerne, mild und lind,
ein Jeder ist dir gut gesinnt.
Hast natürlich auch zwei Seiten,
eine heißt – gemütlich gleiten,
die andere heißt schlicht – Orkan,
du zeigst sie heulend und spontan.
Blätterrauschen ist dein Sprechen,
lässt dabei auch Äste brechen,
du verteilst im Land den Regen,
kannst auch sonst noch viel bewegen.
Treibst Segelboote übers Meer,
beherrscht ein großes Wolkenheer,
du bist etwas, das jeder...
Horst Rehmann
Mann und Weib
Das Weib spricht:
Du bist der Wille! Dich hab ich lieb!
Du bist der Gebende! Komm und gib!
In Wehr und Waffen der Herr und Held,
Du Lebenschaffender baust die Welt!
Der Mann spricht:
Dich hab ich lieb – du bist die Tat!
Du die Empfangende! Nimm die Saat!
Du, die im Schoße den Keim erhält,
O Fruchtbewahrende, baust die Welt!
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Zum Muttertag
Kostbarer als alle Edelsteine auf Erden,
bist du mir mein treues Mutterherz.
Dir allein verdanke ich mein Sein und Werden,
heilst mir mit Herzensgüte meinen Schmerz.
Gemeinsame Stunden voller Freud und Leid -
stets gingen wir zusammen durch all diese Zeit.
Wertvoller als alle Diamanten auf dieser Welt,
bist du mir, weil du immer zu mir hältst.
Du bist mir wie ein strahlender Stern am Himmelszelt,
der stets meine Seele mit großer Hoffnung erhellt.
So möge dich Gott beschützen auf...
Natunika
An Marie
Du bist wie eine Dusche
So fein, so rein, so kalt,
Du bist wie eine Dusche
In einer Badeanstalt.
In deiner Näh ergreift mich
Der Liebe Allgewalt
Doch du – es überläuft mich –
Du bleibst so rein, so kalt.
Ich stammle: Ach Mariechen!
Vergeh' vor Liebe fast –
Du streichst den Mops, das Viehchen,
Das du so gerne hast.
Ich murmle was von Sehnen,
Von heißter Herzensglut –
Du unterdrückst das Gähnen
Und reichst mir meinen Hut.
Leb' wohl! Ich geh' nach Hause,
Ich lasse dich allein,
Du bist...
Otto Müller, Pseudonyme Sommerstorff, O. Storff