Bist Zitate (Seite 11)
Dich nicht näher denken / und dich nicht weiter denken / dich denken wo du bist / weil du dort wirklich bist - Dich nicht älter denken / und dich nicht jünger denken / nicht größer nicht kleiner / nicht hitziger und nicht kälter - Dich denken und mich / nach dir sehnen / dich sehen wollen / und dich liebhaben / so wie du wirklich bist.
Erich Fried
Du
Von dir verlangt keiner,
daß du die Welt veränderst
Aber du kannst anderen
zu denken geben
– versuch es!
Du
Von dir verlangt keiner,
daß du perfekt bist
Aber du kannst du
selbst sein
– tu es!
Du
Von dir verlangt keiner,
daß du für alle ein Held bist
Aber du kannst dein
eigener Held sein
– leb!
Janine Weger
Sie schläft
Morgens, vom letzten Schlaf ein Stück,
nimm mich ein bißchen mit –
auf deinem Traumboot zu gleiten ist Glück –
Die Zeituhr geht ihren harten Schritt ...
pick-pack ...
»Sie schläft mit ihm« ist ein gutes Wort.
Im Schlaf fließt das Dunkel zusammen.
Zwei sind keins. Es knistern die kleinen Flammen,
aber dein Atem fächelt sie fort.
Ich bin aus der Welt. Ich will nie wieder in sie zurück –
jetzt, wo du nicht bist, bist du ganz mein.
Morgens, im letzten Schlummer ein Stück,
kann ich...
Kurt Tucholsky
Über Nacht, über Nacht
kommt still das Leid,
Und du bist erwacht,
O traurige Zeit!
Du grüßest den dämmernden Morgen
Mit Weinen und Sorgen.
Über Nacht, über Nacht
Kommt das stille Glück,
Und du bist erwacht,
O selig Geschick!
Der düstere Traum ist zerronnen
Und Freude gewonnen.
Über Nacht, über Nacht
Kommt Freud und Leid,
Und eh du's gedacht,
Verlassen dich beid'
Und gehen, dem Herren zu sagen,
Wie du sie getragen.
Julius Karl Reinhold Sturm
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Und daß ich endlich scheiden muß,
Daß endlich doch das letzte Lied
Und endlich kommt der letzte Kuß.
Noch hing ich fest an deinem Mund
In schmerzlich bangender Begier;
Du gibst der Jugend letzten Kuß,
Die letzte Rose gibst du mir.
Du schenkst aus jenem Zauberkelch
Den letzten goldnen Trunk mir ein;
Du bist aus jener Märchenwelt
Mein allerletzter Abendschein.
Am Himmel steht der letzte Stern,
O halte nicht dein Herz...
Theodor Storm
Doch du bist fern
Doch du bist fern, und meine Jugend muß
Von dir vereinzelt in sich selbst verlodern;
Ich kann dir nicht, wie meine Brust begehrt,
Das Höchste geben und das Höchste fordern.
Kaum darf ich hoffen, daß die späte Zeit
Noch unsre welken Hände mög vereinen,
Damit wir das verlorne Jugendglück
Vereinigt, doch vergebens dann beweinen.
Theodor Storm
Dir gilt es!
Stets werd' ich dich als Menschen achten,
Denn menschlich bist du von Gestalt;
Du kannst mit Händ' und Füßen trachten,
Bist jung und wirst nach Jahren alt.
Doch soll ich dich als Freund umfassen,
So mußt du in der Menschenbrust
Auch etwas lieben, etwas hassen
Und Leid empfinden oder Lust.
Du mußt vermögend sein, zu beten
In jedem wahren Heiligtum,
Mit schöner Ehrfurcht hinzutreten
Vor jeden echten Siegesruhm.
Johann Fercher von Steinwand
Wie soll ich dich denn nennen
Wie soll ich dich denn nennen,
Da allem Namen ward?
Das sel'ge Wort zu kennen,
Blieb mir noch aufgespart.
Ich denk' an Himmel und Sterne,
An Meer und Blumen der Flur –
Das sel'ge Wort bleibt ferne,
Wie nenne, nenn' ich dich nur?
Ei Himmel, Sonnen und Sterne,
Und Flur und Perlen gesellt! –
Du bist mir mehr als alles,
Du bist mir eine Welt!
August Karl Silberstein
Stürm, stürm, du Winterwind!
Du bist nicht falsch gesinnt,
Wie Menschenundank ist.
Dein Zahn nagt nicht sosehr,
Weil man nicht weiß, woher,
Wiewohl du heftig bist.
Heisa! singt heisa! den grünenden Bäumen!
Die Freundschaft ist falsch, und die Liebe nur Träumen.
Drum heisa, den Bäumen!
Den lustigen Räumen!
Frier, frier, du Himmelsgrimm!
Du beißest nicht so schlimm
Als Wohltat nicht erkannt;
Erstarrst du gleich die Flut,
Viel schärfer sticht das Blut
Ein Freund von uns gewandt.
Heisa! singt...
William Shakespeare
Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?
Holdseliger und milder noch bist du:
Durch Maienknöspchen rauhe Winde streichen,
Des Sommers Frist geht raschem Ende zu.
Oft glüht des Himmels Auge gar zu heiß,
Oft zeigt sein goldner Glanz des Dunkels Spur,
Das Schöne weicht oft aus der Schönheit Gleis
Durch Zufall oder Wandel der Natur.
Doch nimmer schwindet deines Sommers Pracht,
Und was du Holdes hast, wird ewig weilen;
Du wirst nicht wandeln in des Todes Nacht,
Wenn du verewigt bist in ewgen...
William Shakespeare