Begehren Zitate (Seite 2)
Ansturm
O zürne nicht, wenn mein Begehren
Dunkel aus seinen Grenzen bricht,
Soll es uns selber nicht verzehren,
Muß es heraus ans Licht!
Fühlst ja, wie all mein Innres brandet,
Und wenn herauf der Aufruhr bricht,
Je über deinen Frieden strandet,
Dann bebst du, aber du zürnst mir nicht.
Richard Fedor Leopold Dehmel
An das Leben
Wieviel, o Leben, dank ich dir,
Du Lehrer groß vor allen,
Ob auch dein Rat nicht immer mir
Im Augenblick gefallen.
Du wiesest mir so manche Kunst,
Die keine Meister lehren.
Du zeigtest mir als eitel Dunst,
Was viele heiß begehren.
Nun bitt ich um das Eine dich.
O woll mirs nicht versagen!
Die letzte Kunst noch lehre mich:
Mit heiterm Sinn entsagen!
Georg Jacob Friedrich Paulus Hermann Dechent
Was frag' ich nach Zeit und Stunde
Was frag ich nach Zeit und Stunde,
Wenn an deiner Brust ich lieg' –
Wenn ich küsse von deinem Munde
Der Liebe süßseligen Sieg!
Wenn ich küsse die weißen Brüste,
Den knospenden, schwellenden Leib –
Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Bei solch holdem Zeitvertreib! …
Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Rast' ich auf Linnen, schneeweiß,
Bei dir und trink' dir vom Munde
Der Liebe süßseligen Preis!
Da füllt mich ein großes Genügen,
Mein wildes Begehren...
Hermann Conradi
Lieb und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben,
Alles will das Herz umfangen,
Nur Verlangen, nie erlangen.
In dem Spiegel all ihr Bilder
Blicket milder, blicket wilder
Jugend kann doch nichts versäumen
Fort zu träumen, fort zu schäumen.
Frühling soll mit süßen Blicken
Sie entzücken und berücken,
Sommer mich mit Frucht und Myrthen,
Reich bewirten, froh umgürten.
Herbst du sollst mich Haushalt lehren,
Zu entbehren, zu begehren,
Und du Winter lehr mich sterben
Mich verderben,...
Clemens Brentano
Wenns dämmert
Und Tag um Tag geht still dahin,
Und meine ruhigen Augen sehn,
Wie alle Wünsche wunschlos still
In eine blasse Dämmerung gehn.
Dich lieb ich, du! Oh komm, sei mein!
Ein grauer Nebel kommt und steht.
Wo bist du?! Alles grau und leer.
Und mein Begehren wankt und geht.
Wohin, wohin!? Ich seh kein Licht,
Ins Graue schwindet, was ich will.
Laß gehn dahin und frage nicht,
Laß gehn dahin und blicke still.
Wunsch geht und Welt geruhig hin,
Und meine ruhigen Augen sehn,
Wie alle...
Otto Julius Bierbaum
Nichts Vorzüglicheres können sich die Menschen zur Erhaltung ihres Seins wünschen, als daß alle in allem dermaßen miteinander übereinstimmen, daß gleichsam alle Geister und Körper einen Geist und einen Körper bilden und alle zumal für sich suchen, was allen gemeinschaftlich nützlich ist. Hieraus folgt, daß Menschen, die sich von der Vernunft regieren lassen, nichts für sich verlangen, was sie nicht auch für andere Menschen begehren, und also, daß sie gerecht, treu und ehrenhaft sind.
Baruch de Benedictus Spinoza