Augen Zitate (Seite 32)
An eine, die vorüberging
Der Straßenlärm betäubend zu mir drang.
In großer Trauer, schlank, von Schmerz gestrafft,
Schritt eine Frau vorbei, die mit der Hand gerafft
Den Saum des Kleides hob, der glockig schwang;
Anmutig, wie gemeißelt war das Bein.
Und ich, erstarrt, wie außer mich gebracht,
Vom Himmel ihrer Augen, wo ein Sturm erwacht,
Sog Süße, die betört, und Lust, die tötet, ein.
Ein Blitz … dann Nacht! – Du Schöne, mir verloren,
Durch deren Blick ich jählings neu geboren,
Werd in...
Charles Baudelaire
Entrückt und Nah
Entrückt und nah, belebend und doch Schein,
So seh ich, Liebste, dich vor mir errichtet.
Ein Umriß, der vor meinen Blicken flüchtet
Und dem es doch bestimmt ist, Bild zu sein.
Die Hände haben längst darauf verzichtet
Zu fassen nach Gestalt von Fleisch und Bein.
Genug zu wissen, daß du Brot und Wein
Und zartes Feuer bist, das mich belichtet.
Die Augen werden einst in Moder fallen.
Was war ich ohne dich? Ein irres Lallen,
Ein Dunkel und ein Rausch der Bitternisse.
Laß wehen...
Hugo Ball
Kind und Traum
Kind und Traum und früher Garten
Wandeln wir durch lauter Licht.
Reifer Früchte runde Schatten
Malen sich auf dein Gesicht.
Wipfel neigen grün die Zweige
Tief in den erfüllten Grund.
Wanderselig, wundertrunken
Übt ein Vogel seinen Mund.
Sieh, es hat die schöne Sonne
Sich in deinem Haar verfangen,
Deiner Augen blaue Sterne
Sind schon in mein Lied gegangen.
Hugo Ball
Hier sitz ich
Und denke dein
Ganz allein,
Gern möcht ich
Gestöret sein!
Gott sieht mir an den Augen ab,
Was mir fehlt
Was mich quält
Und mildert es mit seiner Gab
Auszuhauchen, auszusprechen
Heißt dem Pfeil die Spitze brechen.
Ach ich kann mich nicht ergeben
Und vergeben kann ich nichts,
Ach ich sah den Mond wohl schweben
In dem lieben Auge Licht.
Als ich dir in's Aug gesehen,
Sah ich meine liebe,
ferne Feindin stehen,
Die mich nicht leiden kann,
Die ich nicht lassen kann.
Karl Joachim Friedrich Ludwig »Achim« von Arnim
Trau nicht zuviel auf fremden Rat,
wie's bei dem eignen dir auch bangt;
denn endlich mußt du doch zur Tat,
die man als deine ganz verlangt.
Leicht trägt die eigene Lust das Herz,
die eigne Lust den eignen Fehl,
doch unverwindlich bleibt der Schmerz,
sahst du mit fremden Augen scheel.
Ernst Moritz Arndt
Der Soldat
Es geht bei gedämpfter Trommeln Klang;
Wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang!
O wär' er zur Ruh' und alles vorbei!
Ich glaub', es bricht mir das Herz entzwei!
Ich hab' in der Welt nur ihn geliebt,
Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt!
Bei klingendem Spiele wird paradiert,
Dazu, dazu bin auch ich kommandiert.
Nun schaut er auf zum letzten Mal
In Gottes Sonne freudigen Strahl;
Nun binden sie ihm die Augen zu -
Dir schenke Gott die ewige Ruh'!
Es haben dann neun wohl...
Hans Christian Andersen
Ein gutes Wort,
eine nette Geste...
... ein Schritt
weiter ins helle Fehl der
Menschlichkeit.
Einmal auseinandersetzen in ruhigem Gespräch.
Nicht einander zusetzen im Streit...
...ein Takt
mehr in die
Friedensmelodie.
Einmal etwas mehr geben,
ein wenig verzichten...
...ein Licht
mehr in der dunklen
Gerechtigkeitsecke.
Einmal mehr versuchen,
zu verstehen...
...ein Grad plus
weiter fort vom
Gefrierpunkt des Liebesthermometers.
Einmal mit offenen Augen
durch die Welt gehen,
sehen, daß es noch...
Kristiane Allert-Wybranietz
Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner.
Erleuchte du meine Augen,
daß ich den Weg zu dir finde.
Mach du meine Schritte fest,
daß ich vom Weg nicht abirre.
Öffne du meinen Mund,
daß ich von dir spreche.
Du willst, daß ich meine Mitmenschen liebe.
Laß mich ihnen diene,
daß sie ihr Heil finden
und in deine Herrlichkeit gelangen.
Alkuin