Allein Zitate (Seite 8)
Einmal kommt für uns alle die Stunde, in der es kein Ausweichen mehr gibt, in der auch der nächste Freund an der Schwelle, die es zu überschreiten gilt, zurückbleiben muß, in der jeder ganz allein auf sich gestellt ist. Sterben ist von allen menschlichen Erfahrungen die einsamste. Denn selbst wo viele zugleich den Tod erleiden, stirbt doch jeder mit sich allein. Und wie könnten wir beruhigt auf diese dereinst mit Sicherheit uns bevorstehende Stunde zuschreiten, wenn wir hier und jetzt es...
Minna Cauer
Dem Knaben ist das Alleinsein eine große Pönitenz. Jünglinge gesellen sich leicht zueinander; nur die edleren und hochgesinnten unter ihnen suchen schon bisweilen die Einsamkeit. Jedoch einen ganzen Tag allein zuzubringen wird ihnen noch schwer. Dem Manne hingegen ist dies leicht. Er kann schon viel allein sein, und desto mehr, je älter er wird. Der Greis, welcher aus verschwundenen Generationen allein übriggeblieben und dazu den Lebensgenüssen teils entwachsen, teils abgestorben ist, findet...
Arthur Schopenhauer
Die wichtigste Zeit im Leben eines Menschen ist die, die er allein verbringt. Aus manchen Quellen können wir nur dann schöpfen, wenn wir allein sind. Der Künstler weiß, daß er nur dann kreativ ist, wenn er allein ist. Und nur dann kann auch der Schriftsteller seine Gedanken formulieren, kann der Komponist komponieren und der Heilige beten.
Anne Lindbergh-Morrow
Ich hab' mit Dir noch nie allein gesprochen,
Du sahst noch niemals tief in mein Gesicht,
Kennst nur die Narrenmaske, aber nicht
Die Seele, die dahinter ist zerbrochen.
Wie ein geschlagner Hund ist sie verkrochen,
Den Blick zur Erde wie ein Bösewicht,
Und will doch nichts als Liebe, Geist und Licht –
Die arme Seele, die mir fast zerbrochen.
Da ist in ihr verfrostet Einsamsein
Dein junger Anhauch sündhaft eingedrungen,
Da fühlte ich: es schmilzt in mir der Stein,
Der mich hinunterzog zu...
Anton Wildgans
Auf Christi Himmelfahrt allein
Auf Christi Himmelfahrt allein
Ich meine Nachfahrt gründe
Und allen Zweifel, Angst und Pein
Hiermit stets überwinde.
Denn weil das Haupt im Himmel ist,
Wird seine Glieder Jesus Christ
Zur rechten Zeit nachholen.
Weil Er gezogen himmelan
Und große Gab empfangen,
Mein Herz auch nur im Himmel kann,
Sonst nirgends, Ruh erlangen;
Denn wo mein Schatz gekommen hin,
Da ist hinfort mein Herz und Sinn,
Nach Ihm mich stets verlanget.
Ach Herr, laß diese Gnade mich
Von...
Josua Wegelin
Ein gebrochenes Herz,
es war so allein.
Erlebte den Schmerz,
versuchte trotzdem glücklich zu sein.
Bunte Träume waren da,
sie waren voller Glück.
Handelten davon, wie es einmal war,
wollten die Lebendigkeit zurück.
So floh es vor der Wirklichkeit.
Hinein, in die Dunkelheit der Nacht.
Es liebte die Vergangenheit
und unterschätzte ihre Macht.
Ein gebrochenes Herz,
es war so allein.
Erlebte den Schmerz,
versuchte trotzdem glücklich zu sein.
Silke Vossenkaul
Im Konzert
Wir lauschten gleicher Harmonie
Mit gleich gestimmten reinen Sinnen.
Ach, konnten denn die Herzen nie
Den gleichen Ton und Schlag gewinnen?
Doch tief und tiefer sinket schon
Der Geist in träumendes Erinnern,
Vernimmt statt Horn- und Flötenton
Nur noch das Schmerzenslied im Innern.
Die Töne schweigen, und zu Zwein
Verlassen Glückliche die Schwelle:
Ich geh allein, sie geht allein,
Ein jedes nach der öden Zelle.
David Friedrich Strauß (oder Strauss)
Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,
Doch blieben meine Arme leer;
Der Stimme Zauber, der du sonst
Nie widerstandest, galt nicht mehr.
Was jetzt dein Leben füllen wird,
Wohin du gehst, wohin du irrst,
Ich weiß es nicht; ich weiß allein,
Daß du mir nie mehr lächeln wirst.
Doch kommt erst jene stille Zeit,
Wo uns das Leben läßt allein,
Dann wird, wie in der Jugend einst,
Nur meine Liebe bei dir sein.
Dann wird, was jetzt geschehen mag,
Wie Schatten dir vorübergehn,
Und nur die Zeit, die nun...
Theodor Storm
Im bunten Zug zum Walde ging's hinaus.
Du bei den Kindern bliebst allein zu Haus.
Und draußen haben wir getanzt, gelacht,
und kaum, so war mir, hatt' ich dein geacht.
Nun kommt der Abend, und die Zeit beginnt,
wo sich selbst die Seele besinnt;
nun weiß ich auch, was mich so froh ließ sein,
du warst es doch und du nur ganz allein.
Theodor Storm
Die Zeit
Ich saß allein, so ganz allein
Und dacht' mit krankem Sinnen,
Was, wenn die Zeit nicht anders würd',
Ich denn wol sollt' beginnen?
Das ist des Deutschen traurig Loos
Die Zeit nur anzuklagen,
Sie ist ein leibhaft jammernd Bild
von tödtlichem Versagen.
Die Lieb' wird blass, die Freundschaft matt,
Es bleichen alle Farben –
Das Vaterland, der Heimat Herd,
Sie allesamt verdarben!
Aurora Stechern