Das Gewicht der Worte
Manche Worte, die länger in einem rumliegen, können mit der Zeit ein ganz schönes Gewicht bekommen. Grad die vermeintlich kleinen Teile, auf die man ja immer wieder beißt, wenn die Seele kein ausreichend anderes Futter hat. Manchmal entpuppen sich Worte, die man eigentlich schon versenkt geglaubt hatte, als giftige Nachtmahre, die keine Ruhe geben, manchmal als Streichler, die Illusionen von Nähe und Offenheit längst vergangener Tage wieder wachrufen.
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Schillers Lob der Frauen
Ehret die Frauen! Sie stricken die Strümpfe,
Wollig und warm, zu durchwaten die Sümpfe,
Flicken zerrissene Pantalons aus;
Kochen dem Manne die kräftigen Suppen,
Putzen den Kindern die niedlichen Puppen,
halten mit mäßigem Wochengeld Haus.
Doch der Mann, der tölpelhafte
Find't am Zarten nicht Geschmack.
Zum gegornen Gerstensafte
Raucht er immerfort Tabak;
Brummt, wie Bären an der Kette,
Knufft die Kinder spat und fruh;
Und dem Weibchen, nachts im Bette,
Kehrt er gleich...
August Wilhelm von Schlegel
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
sind Schlüssel aller Kreaturen,
wenn die, so singen oder küssen,
mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
zu echter Klarheit wieder gatten,
und man in Märchen und Gedichten
erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
das ganze verkehrte Wesen fort.
Novalis