Der Morgen
O sieh den Morgen lächelnd sich entschleiern,
O sieh den Turm, wie er von Strahlen glüht.
Horch! Wie dem Ruhm die Freude, zieht
Des jungen Tages ersten Feuern
Entgegen schon der Wälder erstes Lied.
Ja, lächle nur bei all dem Schönen.
Dieselbe Sonne leuchtet deinen Tränen,
Wenn morgen mich der dunkle Sarg verschlingt.
Ob meinem Grabe von denselben Tönen
Erschallt der Wald, davon er heute klingt?
Dann aber wird die Seele selig schweben
Im Grenzenlosen über Raum und Zeit.
Im Morgenrot der Ewigkeit
Wird man erwachen einst vom Leben,
Gleichwie aus wüster Traumgesichte Streit.
(übers. v. Ferdinand Freiligrath)</em>
Aktuelle Zitate
Noch ist kein Blatt am Baum,
Noch keine weiße Blüte hingestellt,
Kein Halm sein Spiel im Wind noch hat.
Gelb, wie ein irdener Krug, liegt jeder Acker in dem Raum.
Die Lerche aber steigt und fällt,
Ein kleiner Fink im Schlehdorn geigt,
Und eine Amsel in dem finstern kahlen Baum
Aufschluchzend Zwiesprach mit der Leere hält.
Das ewig ungeduldige Herz ist längst vor jeder Blüte wach,
Erzählt und ruft den Abendnebeln nach,
Und seine Sehnsucht laut der Liebe Nest aus nichts aufbaut.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey