Theodor Storm Zitate über nacht
14. September, 1817 – 4. Juli, 1888
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Im Volkston
1
Als ich dich kaum gesehn,
mußt es mein Herz gestehn,
ich könnt dir nimmermehr
vorübergehn.
Fällt nun der Sternenschein
nachts in mein Kämmerlein,
lieg ich und schlafe nicht
und denke dein.
Ist doch die Seele mein
so ganz geworden dein,
zittert in deiner Hand,
tu ihr kein Leid!
2
Einen Brief soll ich schreiben
meinem Schatz in der Fern;
sie hat mich gebeten,
sie hätt´s gar zu gern.
Da lauf ich zum Krämer,
kauf Tint und Papier
und schneid mir ein´ Feder
und sitz nun dahier.
Als...
Theodor Storm
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Und daß ich endlich scheiden muß,
Daß endlich doch das letzte Lied
Und endlich kommt der letzte Kuß.
Noch hing ich fest an deinem Mund
In schmerzlich bangender Begier;
Du gibst der Jugend letzten Kuß,
Die letzte Rose gibst du mir.
Du schenkst aus jenem Zauberkelch
Den letzten goldnen Trunk mir ein;
Du bist aus jener Märchenwelt
Mein allerletzter Abendschein.
Am Himmel steht der letzte Stern,
O halte nicht dein Herz...
Theodor Storm
Ich hab es mir zum Trost ersonnen
In dieser Zeit der schweren Not,
In dieser Blütezeit der Schufte,
In dieser Zeit von Salz und Brot.
Ich zage nicht, es muß sich wenden,
Und heiter wird die Welt erstehn,
Es kann der echte Keim des Lebens
Nicht ohne Frucht verlorengehn.
Der Klang von Frühlingsungewittern,
Von dem wir schauernd sind erwacht,
Von dem noch alle Wipfel rauschen,
Es kommt noch einmal, über Nacht!
Und durch den ganzen Himmel rollen
Wird dieser letzte Donnerschlag;
Dann wird es...
Theodor Storm
Mehr in der Töne Schwellen
Neigt sich die Seele dir;
Höher schlagen die Wellen,
Fluten die Pulse mir.
Fliehen und Wiederfinden,
Wechselnde Melodie!
Laß du die Seele schwinden,
Sterben in Harmonle.
Hörst du den Ruf erklingen,
Rührend dein träumend Ohr?
Weiße blendende Schwingen
Tragen dich wehend empor.
Selig, im Lichte zu schweben
Über den Wolken hoch!
Ließt du das süße Leben,
Kennst du die Erde noch?
Aber zum stillen Grunde
Zieht es hernieder schon;
Heimlich von Mund zu Munde
Wechselt ein...
Theodor Storm
Mondlicht
Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!
Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.
Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.
Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in...
Theodor Storm
Geflüster der Nacht
Es ist ein Flüstern in der Nacht,
Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;
Ich fühl's, es will sich was verkünden
Und kann den Weg nicht zu mir finden.
Sind's Liebesworte, vertrauet dem Wind,
Die unterwegs verwehet sind?
Oder ist's Unheil aus künftigen Tagen,
Das emsig drängt sich anzusagen?
Theodor Storm
Frauenhand
Ich weiß es wohl, kein klagend Wort
Wird über deine Lippen gehen;
Doch, was so sanft dein Mund verschweigt,
Muß deine blasse Hand gestehen.
Die Hand, an der mein Auge hängt,
Zeigt jenen feinen Zug der Schmerzen,
Und daß in schlummerloser Nacht
Sie lag auf einem kranken Herzen.
Theodor Storm
Sie war doch sonst ein wildes Blut; / nun geht sie tief in Sinnen, / trägt in der Hand den Sommerhut / und duldet still der Sonne Glut / und weiß nicht, was beginnen. / Das macht, es hat die Nachtigall / die ganze Nacht gesungen; / da sind von ihrem süßen Schall, / da sind in Hall und Widerhall / die Rosen aufgesprungen.
Theodor Storm