Aktuelle Zitate
Januar-Welt
Lange Nächte beginnen am Nachmittag.
Wenn bleiche Sonne Farben schluckt.
Schwarze Äste Knochen gleich
zum wintergrauen Himmel zeigen.
Wenn unter Sträuchern,
hinter Mülltonnen
schmutzige Schneehaufen
liegen.
Wenn Rasenflecken
unberührte Schneeflächen
durchbohren.
Wenn brauner Schneematsch
Fontänen gleich zur Seite spritzt.
Schmatzend Schritte dämpft.
Bis die Nacht ihr schwarzes Tuch
über die trüb-kleine Januar-Welt legt,
sie dunkel-weit und sterne-hoch gaukelt.
Martina Schneider
Der verlorene Sohn
Mutter, aus der Fremde kehre
elend ich zu dir zurück.
Hab verloren Herz und Ehre
und verloren Gold und Glück.
Ach, als ich an deinen Händen
noch durch Blust und Sommer lief!
Rosen blühten allerenden,
und der braune Kuckuck rief.
Himmel wehte als ein Schleier
um dein liebes Angesicht,
Schwäne glänzten auf dem Weiher,
und die Nacht selbst war voll Licht.
Deine Güte Sterne säte,
und beruhigt schlief ich ein.
Mutter, Mutter, bete, bete!
Laß dein Kind mich wieder sein.
Klabund
Nie hat sich eine Gesellschaft von der griechischen Agora, dem Marktplatz, auf dem sich die Bürger in der athenischen Demokratie frei versammeln und ihre Meinungen äußern sollten, weiter entfernt, als die unsere. Die Informationsflut der letzten Jahre, vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich, überfordert den Journalismus und erst recht die Öffentlichkeit.
Manfred Jochum
Jede epische oder dramatische Dichtung stellt das Leben dar: sie schildert aber nie ein Bleibendes, vollendetes Glück, sondern immer nur ein werdendes, angestrebtes: ist das Ziel des Helden erreicht, so muß sie schließen: denn es bliebe ihr nichts übrig als zu zeigen, daß das als Glück aufgestellte Ziel den Helden nur geneckt hat und er eigentlich nicht besser daran ist wie zuvor. Denn ein wirkliches bleibendes Glück ist gar nicht möglich und daher kein Gegenstand der Kunst.
Arthur Schopenhauer