Zitate
Heiligabend
Park und Straßen,
still, verlassen.
Jeder ist
bei sich zu Haus.
Ein Trinker irret
durch die Gassen;
findet nicht mehr
ein noch aus.
Schon schlägt er laut
an fremden Türen,
-Ach, mein Liebling,
laß mich rein.-
Hunde knurren,
Menschen murren,
-Geh bloß fort;
laß uns allein.-
Und er irret
trunken weiter.
Und der Schnee,
er rieselt sacht.
Bald begräbt er
uns'ren Trinker,
in der stillen,
heil'gen Nacht.
Manfred Schröder
Gedankentief
Es ist spät.
Ich sitz' mit meinem Hund
im Garten.
Und über uns
des Himmels Sternenpracht.
Ich denke tief und seufze.
Woher?
Wohin?
Warum?
Und was denkst du, Rilke?
Der blickt schräg aus seinen Augen.
Steht dann auf,
pinkelt mir ans Hosenbein
und schleicht sich
grinsend dann davon.
Es ist spät.
Ich sitz' allein im Garten.
Manfred Schröder
Francois Villon
Ich bin im Whiskeyfaß ertrunken.
Jetzt schwimm ich munter, wie ein Fisch.
Hier unten gibt es nur Spelunken,
und nie sitz ich allein am Tisch.
Hier gibt es keinen Wirt, der fagt,
ob ich noch einen Cent in meiner Tasche habe.
Manchmal kommt die Heilsarmee und singt ganz unverzagt,
und bittet um eine kleine, milde Gabe.
Manfred Schröder
Der Herr hat Erbarmen
Sein Mund war nie geschlossen.
Er redete von Flöhen bis zur hohen Politik.
Sein Senf glänzte auf fast allen Würstchen;
und manchmal tat er's mit Geschick.
Und all' die and'ren Münder,
zum Himmel klagten sie.
-Oh Herr, hab Erbarmen.
Von alleine endet dieses nie. –
Und der Herr im hohen Himmel,
verstand wohl ihre Not.
Und mit einem Lächeln,
Einhalt er gebot.
Und der Mann im schnellen Worte;
tot fiel er plötzlich um.
Und war zum ersten Male,
zum ersten Male stumm.
Manfred Schröder