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Amor und Psyche
Ein Seufzer, der von Mund zu Munde fliegt,
Wenn Seele sich zur Seele innig schmiegt;
Des Herzens Übergang, da leis' und still
Der süße Wort zum Wort nicht werden will,
Das süße Wort zum Wort nicht werden kann:
Verloren schauen sich zwei Seelen an
Und schöpfen in der Gottheit reinstem Quell
Gedanken, Wünsche, Blicke zart und hell;
Der Hauch, der dann das Leben süß verlängt,
Der Atem, der den Busen aus sich drängt,
Der Augenblick, der Ewigkeit Genuß,
Der Engel reinste Wollust...
Johann Gottfried von Herder
Hier wird es deutlich, wie notwendig der Mensch neben der monumentalischen und antiquarischen Art, die Vergangenheit zu betrachten, oft genug eine dritte Art nötig hat: Die kritische. Und zwar auch diese wiederum im Dienste des Lebens. Er muß die Kraft haben und von Zeit zu Zeit anwenden, eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können. Dies erreicht er dadurch, daß er sie vor Gericht zieht, peinlich inquiriert und endlich verurteilt.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Wir können garnichts von der Seele sehen, wenn sie nicht in den Mienen sitzt, die Gesichter einer großen Versammlung vom Menschen könnte man eine Geschichte der menschlichen Seele nennen, mit einer Art von chinesischen Zeichen geschrieben. Die Seele legt, so wie der Magnet den Feilstaub, so das Gesicht um sich herum, und die Verschiedenheit der Lage dieser Teile bestimmt die Verschiedenheit dessen, was sie ihnen gegeben hat. Je länger man Gesichter beobachtet, desto mehr wird man an den...
Georg Christoph Lichtenberg
Gänsezug
Die erste Gans im Gänsezug,
Sie schnattert: "Seht, ich führe!"
Die letzte Gans im Gänsezug,
Sie schnattert: "Seht, ich leite!"
Und jede Gans im Gänsezug,
Sie denkt: "Daß ich mich breite
So selbstbewußt, das kommt daher,
Weil ich, ein unumschränkter Herr,
Den Weg mir wähl nach eignem Sinn,
All meiner Schritte Schreiter bin
Und meine Freiheit spüre!"
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach