Abends
Abends, wenn die Glocken gehen,
Wird um's Herz mir doppelt schwer;
Nach der Teuren will ich sehen,
Aber ihr Gemach ist leer.
War mir's doch, ich hörte Rauschen
Nebenan erst noch ihr Kleid,
Gleich als käme sie zu lauschen
Meinem Seufzer, meinem Leid.
Doch sie kommt nicht, mir zu reichen
Treubesorgt die liebe Hand,
Sanft die Thränen mir zu streichen
Von der Wimper heißem Rand.
Und ich starr' aus ödem Zimmer
Schmerzvoll nach des Westens Rot.
Meine Trösterin kommt nimmer,
Nun erst glaub' ich, daß sie tot.
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Es besteht in unserem Erleben von Glück kein Verhältnis zwischen Ursache und Wirkung. Voll Staunen müssen wir immer wieder feststellen, daß je nach den Umständen unscheinbare Geschehnisse ein geradezu überwältigendes Glücksempfinden in uns auslösen, während an sich bedeutungsvolle keinen entsprechenden Eindruck auf uns machen.
Albert Schweitzer
Im kurzen Abend
Im kurzen Abend. Voll Wind ist die Stunde,
Und die Röte so tief und so winterlich klein.
Unsere Hand, die sich zagend gefunden,
Bald wird sie frieren und einsam sein.
Und die Sterne sich hoch in verblassenden Weiten
Wenige erst, auseinander gerückt.
Unsere Pfade sind dunkel, und Weiden breiten
Ihre Schatten darauf, in Trauer gebückt.
Schilf rauschet uns. Und die Irrwische scheinen,
Die wir ein dunkeles Schicksal erlost.
Behüte dein Herz, dann wird es nicht weinen
Unter dem...
Georg Heym