Zitate
Weißt du – wo?
Weit – weit –
hart an der Ewigkeit,
über den Zeiten,
ganz hinter Mitternacht,
wo schauernd schreiten
Füße der Geister sacht,
wo gar kein Wald mehr
und keine Wiese lacht,
wo, dieses Lebens leer,
schläft eines Ozeans Macht,
– dort winkt ein Streifen Strand,
dort kreist die Sehnsucht mein
adlergleich, ganz allein,
suchend nach Land.
Karl Ernst Knodt
Frage
Ich frage Dich: Sag' mir das Rätsel des Lebens,
Sag' mir des Seins und der Sehnsucht Sinn!
Ist alles Sehnen und Streben vergebens?
Kannst Du mir künden: "Woher?" und "Wohin?"
Ich klopfte an allen Toren der Erde.
Bis zu den Sternen stieg ich empor.
Am Leib erlebt' ich das "Stirb und Werde".
Die Seele sang mit den Engeln im Chor.
Ich hab' mit Dämonen um mich gestritten
Und mit dem Dämon in eigener Brust.
Ich hab' mich gemüht, ich habe gelitten,
Wie's keinem, auch keinem ward bewußt.
Da...
Karl Ernst Knodt
Ein Geheimnis
Ihr wißt so viel vom Tod zu sagen,
Vom Grab, in das man mich wird tragen,
Ihr Pred'ger....Doch ich traue nicht
Dem von euch selbst erborgten Licht.
Nur Einer steckte leise Lichter
Auf Höhen an. Er war kein Dichter,
Kein Prediger. Er war Prophet,
Und all sein Atmen war Gebet.
Der sprach vom großen Vaterhause
Und – daß dort jedem seine Klause
Bereitet sei … Er ging voran
Und hat die Tür uns aufgetan.
Doch die Ihr führet seinen Namen,
Ihr wißt auf alles gleich ein – Amen –,
Wonach...
Karl Ernst Knodt
An den Flieder
Flieder, blütenfroher Flieder,
schlägst du bald die Augen auf,
deine leuchtenden blauen Augen?
Sehnsucht nach dir durchblüht das land,
Veilchen sind fort. Noch reden nicht Rosen.
Aber die leisen Glöckchen des Maien
läuten. Sie lockten dich immer herbei.
Heiß brennt die Sonne,
heißer die heimliche Sehnsucht nach dir.
Flieder, blühst du,
stillt sich die Sehnsucht, –
lösest ganz leise die Flügel der Seele,
lähmst durch ein wonnig-weiches Ermüden
die vor Erwartung erregten...
Karl Ernst Knodt