Zitate
Beim Abschied
Wenn zwei, die sich am nächsten steh'n,
Die Hand sich scheidend fassen,
Sollst du vor ihrem Abschied gehn
Und sie sich selber lassen;
Das heil'ge bitt're Trennungsleid,
Wie könntest du es stören?
Die letzte bange Seligkeit
Soll ihnen ganz gehören.
Was sie in Thränen, Wort und Blick
Sich noch zu sagen eilen,
Das spricht ihr eigenstes Geschick,
Das kann kein Dritter teilen.
Wenn auch nur Liebe voll und rein
Dich zu Verweilen triebe,
Ach, du begehst doch Raub allein
Am Heiligtum...
Julius Hammer
Leben
Sag' nicht vom Leben, daß ein Glück es sei.
Auch nicht ein Unglück oder eine Last;
Wenn du es sagst, bist du in dir nicht frei
Und weißt noch nicht, was du am Leben hast.
Das Leben, das in Wahrheit so zu nennen,
Ist eine Arbeit, die dir aufgegeben;
Als solche wag' es freudig zu erkennen,
Um dich zum Meister würdig zu erheben.
Den Meister macht auch hier die Übung nur,
Die treue Übung, die die Kraft dir mehrt,
Und Tag für Tag auf ihrer sichern Spur
Freundlich das Rechte recht dich...
Julius Hammer
Der Strom sonst reich an vollen Wogen,
Floß träge dahin, um auszuruh’n;
Da kam der strenge Frost gezogen
Und schlägt ihn leicht in Fesseln nun.
Wie mancher, der durch träge Schwäche
So glatt, doch kalt und herzlos ward,
Wie mancher gleicht der toten Fläche,
Die warnend dir entgegenstarrt.
Erstarren kann nur, was verflacht ist,
Die Well’ als Welle friert nicht ein;
Wer sich zu rühren stets bedacht ist,
Wird nimmer kalt und fühllos sein.
Julius Hammer