Zitate
Die Attraktivität, die für viele Jugendliche heute von den alten religiösen Gemeinschaften ausgeht, rührt daher, daß die eine Harmonie anbieten, die es in der modernen Gesellschaft nicht gibt. Da wird gearbeitet und auch gebetet, gefeiert, getrauert, das heißt, der natürliche Zyklus menschlichen Lebens aus Arbeit, Emotion und intellektueller Beschäftigung wird rituell wieder hergestellt. Wenn Sie zu solchen harmonisierenden Ritualen nicht in der Lage sind, werden Sie zu einer isolierten...
Joseph "Joschka" Fischer
Ich kenne die Einsamkeit. Ich habe auch Drogenerfahrung, bin also im Innenausschuß beim Thema Rauschgiftbekämpfung wahrscheinlich der einzige, der weiß, wovon er redet. Aber was ich bei anderen Menschen, die mir sehr nahestanden, an Depressionen gesehen habe, das kenne ich nicht. Ich weiß nicht, woran es liegt. Wenn mich etwas wirklich betrifft, werde ich aktiv, habe sofort den Drang, etwas zu tun, und sei es nur, dagegen zu protestieren.
Joseph "Joschka" Fischer
Ich war einige Jahre lang Taxifahrer. Da habe ich erlebt, daß das, was da als Normalität getarnt durch die Welt marschiert, in einem Ausmaß verrückt ist, das ich nicht für möglich gehalten hätte. Wenn man weiß, daß jeder seinen psychischen Schaden hat, was bringt es dann, das im einzelnen zu konstatieren? Da müßte man fragen, welche Beschädigung braucht ein Terrorist oder ein Bundeskanzler oder ein Heiliger oder ein Grüner?
Joseph "Joschka" Fischer
Deshalb sagen wir, man muß das allgemeine Konsumniveau herunterschrauben und braucht zugleich eine gerechte Verteilung. Ich kann sehr gut nachvollziehen, daß es in einer Umwelt, die so ruiniert ist wie unsere, eine Glückquelle darstellt, einmal da rauszukommen und in Mallorca Urlaub zu machen, wo es wenigstens noch den Anschein von unbeschädigter Natur gibt, auch wenn am blauen Strand schon der Bohrer hämmert, um einen neuen Hotelklotz dort hinzustellen.
Joseph "Joschka" Fischer
Es gibt eine Erschöpfung, die tut unheimlich gut, zum Beispiel wenn man beim Fußballtraining körperlich alles aus sich herausholt, und es gibt eine Erschöpfung, die ist sehr kalt, die habe ich erlebt, als ich in Rüsselsheim bei der Firma Opel acht Stunden täglich am Band stand, und die erlebe ich jetzt manchmal in Bonn, wenn ich mich Stunde um Stunde in monotonen Sitzungen mit den Leuten streite.
Joseph "Joschka" Fischer
Ich war neulich wieder einmal drei Tage in Frankfurt. Wenn ich da durch den Hauptbahnhof gehe, weiß ich, jetzt bin ich wieder in der Bundesrepublik 1985. Für mich ist Bonn nicht die Realität, in der ich mich entfalten kann, so wie ich möchte. Ich muß hier Dinge tun, die mich im Grunde zu Tode langweilen.
Joseph "Joschka" Fischer
Die sogenannten Primitiven hatten ein viel bewußteres Verhältnis zu dem, was Gewalt ist. Dort durfte das jeder machen, wenn er es nur selbst verantworten konnte. Schlimm wird es erst, wenn die Gewalt von Machtmaschinen ausgeübt wird, die sich im Grunde nicht selbst gefährden.
Joseph "Joschka" Fischer
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