Jakob Boßhart Zitate über ich
7. August, 1862 – 18. Februar, 1924
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Das Kornfeld
Vom Sommerhauch berührt schwankt leis das Korn,
Wie Beter, gottergeben, stehn die Ähren.
Ich hör' von ferne Dengelhammerschlag,
Das goldne Wogen wird nicht lange währen.
Hier hat der Tod in jedem Halm gehaust,
Sie selber, die des Lebens Keime bergen,
Die Körner, sind im Sonnenbrand erstarrt
Und gleichen goldumwundnen kleinen Särgen.
Tot bist du, Korn, doch welch ein tröstlich Bild!
Wer möcht' sich nicht wie du zur Ruhe legen:
Als eine wohlgereifte Garbe, schwer
Von Lebensbrot und...
Jakob Boßhart
Krankenbesuch
Zwei gute Gesellen wir waren,
Die Sonne und ich,
Wir sind in freudigen Jahren
Gar oft miteinander gefahren,
Nun bin ich siech.
Grau schleichen die Tage, die bangen,
Doch sieh, da erscheint
An meinem Bette ein Prangen,
Die Sonne mit leuchtenden Wangen
Besucht ihren Freund.
Jakob Boßhart
An meinen Hund
Öffnest deine warmen braunen
Sonnenaugen auf das meine,
Suchst darin mit Kinderstaunen,
Wie ich's heute mit dir meine.
Ob den Stock zum Wurf ich schwenke,
Daß du flinken Sprungs ihn bringest,
Ob du bettelnd mich bezwingest,
Daß ich dir den Zucker schenke.
Ob die Hand ich zu dir neige,
Und die Schelmenohren kraue,
Ob ich nach dem Schatten steige
Oder hin zur Sonnenaue.
Gläubig hoffst du, daß ich wähle,
Was für dich am besten taugt,
Heilig strahlt's aus deiner Seele
Durch ein...
Jakob Boßhart
Wohin ich schaue
Wohin ich schaue, Wunder über Wunder,
Wohin ich lausche, alles wunderbar.
Ihr sprecht von Sinn, Gesetz und von gesunder
Vernunft: Ihr schaukelt zwischen falsch und wahr!
Mich hat als Kind das Wunder tief getroffen!
Ich schlug es tot, weil's mir die Ruh' vergällt.
Nun halt ich wieder Kinderaugen offen
Und weiß, das Wunder ist der Grund der Welt.
Jakob Boßhart
Einsamkeit
Könnt' ich nur ein einzig Mal
mich in einen andern gießen,
Aus der Seele meiner Wahl
Neu die alte Welt genießen.
Doch ich sitz' in Kerkerhaft,
Kann die Riegel nimmer heben
Und muß mit gebundner Kraft
Einsam mein Gespinst verweben.
Fremd wie ich, wie ich allein
Glühen alle Lebensfunken.
Wird ein Finden möglich sein,
Wenn wir in das All versunken?
Jakob Boßhart
Ich bin ein Schimmer im Schatten.
Kein Sternenlicht schwimmt in der Luft.
Ich schwebe durch blühende Matten
Und fühle sie nur am Duft.
Ich hör' meinen Fuß nicht gehen,
Irr' ohne Gewicht durch die Flur:
Ich komme vom Auferstehn
Und geiste auf alter Spur.
Ich möcht' wieder Blumen harken
Und Hoffnungen weben zum Band,
Euch haschen, ihr frohen, ihr starken
Glücksstunden im Sonnenland!
Jakob Boßhart
Nachhall
»Siebenfacher Widerhall
Springt von jenen Felstenstürzen,«
Sprach der Führer, »prüft einmal,
's mag den öden Weg uns kürzen.«
Meinen Namen warf ich hin
An die grau getürmten Wände,
Ob er sich verlöre drin,
Oder seinen Rückweg fände.
Und er kehrte, erst voll Kraft,
Dann auf immer leisern Schwingen,
Um allmählich geisterhaft
In den Höhen auszuklingen.
Jakob Boßhart
Herbststille
Lautlos schwebt das Wolkendach im Äther.
Ist der Herbstwind schon zur Ruh' gegangen?
Kein Gewild lauscht und kein Nachtanbeter
In den Schatten, die von Bäumen hangen.
Wachte außer mir noch eine Seele,
Ihre stillste Regung würd' ich hören.
Flög' ein Lichtstrahl nieder, ohne Fehle
Würd' im Dorf sein Schwung die Ruhe stören.
Da, ein Schlag! ein zweiter, ihm verbündet,
Mit den Händen mein' ich sie zu greifen.
Birnen fallen und ihr Schlag verkündet,
Daß die Früchte in der Stille reifen.
Jakob Boßhart
Reichtum
Und alles ist mein, was mein Auge umfaßt,
Es geht mir nicht wieder verloren.
Ein andrer breche die Früchte vom Ast
Und schneid', was die Felder geboren!
Er stopfe die Scheune, er fülle die Truh'
Mit nimmer ermattenden Händen:
ich greife mit meiner Seele zu
Und hoffe im Reichtum zu enden.
Jakob Boßhart