Zitate
Lästerzungen, selbst die frommen,
Stimmen rührend überein,
Wie du herrlich dich benommen,
Alle Schuld trifft mich allein.
Eins nur wird dich still verklagen,
Wenn ans Fenster pocht der Wind,
Niemand wird dann zu dir sagen:
Traute Seele, liebes Kind!
Niemand wird mehr mit dir weinen,
Und wenn erst die Lerche singt,
Sag mir, wer dir dann die kleinen,
Dir die frühen...
Hermann Ritter von Lingg
Mittagszauber
Vor Wonne zitternd hat die Mittagsschwüle
Auf Tal und Höh' in Stille sich gebreitet;
Man hört nur, wie der Specht im Tannicht scheitet,
Und wie durchs Tobel rauscht die Sägemühle.
Und schneller fließt der Bach, als such' er Kühle.
Die Blume schaut ihm durstig nach und spreitet
Die Blätter sehnend aus, und trunken gleitet
Der Schmetterling vom seidnen Blütenpfühle.
Am Ufer sucht der Fährmann sich im Nachen
Aus Weidenlaub ein Sonnendach zu zimmern
Und sieht ins Wasser, was die...
Hermann Ritter von Lingg
Einsamkeit
Wie lang schon trat niemand mehr ein
In dieses stille Zimmer?
Nur hier das bißchen Sonnenschein
Glänzt heute noch wie immer.
Und alles ringsum aufgeräumt
Und wie ich's sonst gefunden:
Die Wanduhr nur steht still und träumt
Von längst vergangnen Stunden.
Wie still es ist! nur dann und wann
Der Sommerfliege Summen.
Hier saß ich oft allein und sann
In innerem Verstummen.
Entmutigt sein, wenn alles hofft,
Wenn alles lebt, gebunden;
Ich kenne sie, ich hab' sie oft
Gefühlt, die bittern...
Hermann Ritter von Lingg