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Ein Brief
Mein liebes Kind! Die Schwalben ziehen fort,
Die letzten Rosen sind nun auch verdorrt.
Der große Garten schien noch nie so leer,
Es blühen nur die blassen Astern mehr.
Und meine Sehnsucht brennt so lichterloh –
Ich weiß es nun, ich werde nimmer froh,
Bis ich dir wieder in die Augen seh. –
Verbrenne diesen Brief! Er ist so weh…
Ernst Goll
Trost im Winkel
Laß es gehen Herz, laß dich treiben,
Alles hat hier seine Bahn,
Wenig gilt hier: Mitgetan,
Alles gilt: im Strome bleiben.
Ist es dir bestimmt zu wohnen,
Wo die Schönheit Ruhe gibt,
Wirst du, wie du bist, geliebt, –
Liebe schenkt sich, ist kein Lohnen.
Laß es gehen, Herz, laß dich treiben,
Spare dir des Zweifels Qual,
Und findest doch einmal
Einen Herd, beglückt zu bleiben.
Otto Julius Bierbaum