Ferdinand von Saar Zitate über nichte
30. September, 1833 – 24. Juli, 1906
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Die Pappeln
Wie lieb' ich euch,
Leise schwankende Pappeln,
Die ihr gesammelten Wuchses
Zum Himmel aufstrebt!
Freilich wohl
Erreicht ihr ihn nicht –
Aber hoch empor ragt ihr
über niedres Gestrüpp nicht bloß
Und den verkrüppelten Fruchtbaum:
Auch die mächtige Eiche,
Die schattenspendende Linde
Laßt ihr unter euch.
Und mit ihnen
Die dumpfen Wohnungen der Menschen,
Deren kurzer Blick, dem Nützlichen zugewandt,
Nur selten an euch, den Nutzlosen,
Empor sich hebt,
Indes ihr,
Weithin überschauend die...
Ferdinand von Saar
So ist's
Das aber nehmt euch einmal zu Verstande:
Daß einer nie sein Höchstes kann vollbringen,
Wenn nicht ein Gott ihm gnädig löst die Schwingen,
Und nicht ein günst'ger Wind ihn treibt vom Strande.
Denn nie gedeiht der Baum in dumpfem Sande,
Zu Tod sich flattern muß der Aar in Schlingen –
Und ernstes Tun kann stets nur halb gelingen,
Wenn sich die Mitwelt freut an hohlem Tande.
Ja, ob auch eigne Kraft und tiefstes Wollen
Die Größe hebt aus den gemeinen Gleisen:
Des Lebens Mächten muß ein...
Ferdinand von Saar
Ultima ratio
Wer mehr, als er verschuldet,
Erlitten und erduldet,
Der ist zuletzt gefeit;
Wie immer er auch wandle,
Wie immer er auch handle:
Geschlichtet ist der Streit.
Denn endlich naht die Stunde,
Wo tief im Herzensgrunde
Die Frage lauter spricht:
Wem ward ein Recht gegeben –
Wer wagt es hier im Leben,
Zu halten ein Gericht?
Ja, was da auch geschehe,
Zum Wohl oder zum Wehe,
Geschieht's nicht, weil es muß?
»Drum will ich siegreich fallen
Mit meinen Wunden allen!«
Ruft dann der Mensch zum...
Ferdinand von Saar
Zuletzt
Weh' dem, der da sein eignes Tun zu richten
Begonnen hat! Dann zählt er zu den Kranken
Und schaudernd fühlt er keimen den Gedanken:
Sich selbst erkennen, heißt sich selbst vernichten.
Denn auf sein Wesen muß er stumm verzichten,
Und wie die liebsten Hoffnungen ihm sanken,
Lebt er dahin in haltlos ödem Schwanken
Und wünscht den Tod herbei, die Qual zu schlichten.
Darum frohlockt nicht so beim Weiterschreiten!
Das Dasein ist ein großes Sichbesinnen –
Und ein Erkennen jeder Sieg im...
Ferdinand von Saar
Lebensregel
O nie in eitlem Hochmuth sprich es aus,
Daß Dieser oder Jener nichts bedeute;
Mit deinem letzten Urtheil halte Haus:
Denn nicht so leicht ergründest du die Leute.
In Jedem schlummert eine sond're Kraft,
Vielleicht noch von ihm selber unbeachtet,
Die plötzlich sich emporhebt, geisterhaft,
Und nimmer duldet, daß man sie verachtet.
Und so geschieht es, daß oft Weisheit spricht
Aus Solchen, die wie Thoren stets erschienen,
Daß heil'ger Muth aus schwachen Seelen bricht –
Du aber stehst...
Ferdinand von Saar