Zitate
Liebe
Du hast deinen brünstigen Leib mir geschenkt,
Mit rasender Wollust das Hirn mir durchtränkt –
Ich aber ich dürste nach Liebe.
Der Wollust berauschender Opiumwein,
Er lullt ja die brennende Sehnsucht nur ein,
Die brennende Sehnsucht nach Liebe.
Im Wahnwitzgejauchz' dionysicher Gier
Aufzittert noch immer, noch immer in mir –
Die schreiende Sehnsucht nach Liebe.
Felix Dörmann
Mir ist es gleich
Ich weiß, daß deine Liebe
Verkäuflich ist;
Ich weiß, daß dir der Reichste
Der Liebste ist;
Ich weiß, daß diese schäumenden Ekstasen
Erheuchelt sind,
Daß sie nur künstlich deinen Leib durchrasen,
Mein bleiches Kind;
Ich weiß, daß dieses traumverlorne Flüstern,
Daß dieser liebesirre, heiße Blick
Ein wohlgeübtes und ein oft erprobtes
Komödienstück;
Und dennoch fühl' ich mich an deinem Busen
Beglückt und reich;
Ob Wahrheit oder Lüge diese Liebe,
Mir ist es gleich!
Felix Dörmann
Stumme Liebe
Selig, willenlos dahingegeben,
Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
Und die feuchten, vollen Lippen suchen
Leise die meinen.
Aber keine Liebesworte schauern
Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
Nur die dunklen, angstvoll großen Augen
Leuchten vor Liebe.
Schweigend pressen sich die heißen Hände,
Sprechen sich die Geister und die Herzen,
Und geheimnisvoll beschleicht die Seele
Ahnung des Glückes.
Felix Dörmann
H.S.
Wenn Deiner Lieder dunkelwarme Laute
Wie Glockentöne weich ans Herz mir drangen,
Bis meiner Seele starre Hüllen sprangen
Und Thrän' auf Thräne trotzig niederthaute,
Und wie ich dann in wonnig-süßem Bangen,
In heiliger Scheu zu athmen kaum mich traute,
Nach Deinen Lippen sehnsuchtsvoll nur schaute
In unersättlich seligem Verlangen –
O, wer vergäße jemals dieser Tage,
Wo sich Natur und Kunst so schön verbunden,
Wo leis' und leiser klang die tiefe Klage,
Und milder schmerzten ewig-off'ne...
Felix Dörmann