Ernst von Wildenbruch Zitate über wenn
3. Februar, 1845 – 15. Januar, 1909
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Abnehmender Mond
Es geht der Mond zur Neige,
Es bleicht sein milder Schein.
Er winkt und flüstert leise:
»Bald werd' ich nicht mehr sein.
Sieh mir darum ins Antlitz
Heut noch recht inniglich,
Ob wir uns wiedersehen,
Das weißt nicht du noch ich.«
Des Menschen Glück und Freude
Geht her, geht hin geschwind,
Und was wir Menschen lieben,
Verweht ein leichter Wind.
Wenn Du vom Freunde scheidest
Schau tief ihm ins Gesicht.
»Ich seh' ihn morgen wieder«,
Ach denke, denk' es nicht.
Denn zwischen heut...
Ernst von Wildenbruch
Verzweiflung
Wenn ich sonst im alten Buch gelesen,
Daß die Liebe Menschen hingerafft,
Sprach ich wohl, ein Märchen ist's gewesen,
Liebe hat ja nicht zum Tödten Kraft.
Anders, anders lehrte sie's mich kennen;
Qualen fand ich, ihre Freuden nicht.
Hör' ich heut der Liebe Freuden nennen,
Denk' ich, ach, daß man in Märchen spricht.
Ernst von Wildenbruch
Liederschmuck
Mein Herz ist von der Liebe
Zur Liebsten so erfüllt,
Daß sie in tausend Tropfen
Darüber strömt und quillt.
Und jeder dieser Tropfen
Glänzt wie ein Edelstein,
Und all' die tausend Tropfen
Die fange ich mir ein.
Und füge sie zusammen
Zu einem dichten Kranz,
Um meiner Liebsten Stirne
Wind' ich den lichten Glanz.
Daß rings die Erde lachet,
Wenn sie vorübergeht,
Und alles steht und staunet;
"Seht die Holdselige, seht!
Das ist gewiß 'ne Fürstin,
Von Ländern reich und hehr?"
Nein,...
Ernst von Wildenbruch
An sie
Wenn dieser Strauß, den ich gebunden,
Sich schüchtern vor dein Auge wagt,
Vielleicht daß er von einst'gen Stunden,
Von seligen, dir Kunde sagt.
Daß er von dem, der ferngegangen,
Erinnerung dir wiedergibt,
Der einst in deinem Bann gefangen
Ach viel geträumt und viel geliebt.
Und durftest du es nicht erwidern,
Das Flehen meiner tiefen Lust,
Die Seele öffne meinen Liedern,
So ruht mein Herz in deiner Brust.
Ernst von Wildenbruch
Reiche Beschäftigung
Abends, wenn ich zur Ruhe geh',
Denk' ich an meine Grete,
Morgens, wenn ich früh aufsteh'
Mach' ich's, wie Abends späte.
Zwischendurch so am Vormittag,
Denk' ich, was sie wohl treiben mag.
Mittags- aber und Vesperzeit
Sind dem Gedanken an sie geweiht.
Sagt mir nun um des Himmels willen,
Wo bleibt mir Zeit, meine Akten zu füllen?
"Ei so setze die Nacht daran,
Nachts man trefflich schaffen kann."
Ja wie sollt' ich die Nacht versäumen?
Muß doch von meiner Grete träumen.
Ernst von Wildenbruch