Ein Brief
Mein liebes Kind! Die Schwalben ziehen fort,
Die letzten Rosen sind nun auch verdorrt.
Der große Garten schien noch nie so leer,
Es blühen nur die blassen Astern mehr.
Und meine Sehnsucht brennt so lichterloh –
Ich weiß es nun, ich werde nimmer froh,
Bis ich dir wieder in die Augen seh. –
Verbrenne diesen Brief! Er ist so weh…
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Aktuelle Zitate
Wir sind allzu oft geneigt, unter einer trübe schillernden Oberfläche Tiefe zu vermuten; und wenn wir uns entschließen nachzuprüfen, reicht sicher unser kleiner Finger bis auf den Grund hinab. Eine klare Oberfläche aber täuscht uns immer wieder Seichtigkeit vor, indem sie unserem ahnenden Blick gestattet, bis in eine Tiefe hinabzuschauen, die wir mit dem Senklot des Verstandes niemals zu erreichen vermögen.
Arthur Schnitzler
Weihnachtslied
Nun bricht die heil'ge Nacht herein
Mit Glockenklang und Kerzenschein,
Und jedem grünen Tannenbaum
Entstrahlt ein lichter Märchentraum.
Wie ziehst du still in meine Brust,
O wundersel'ge Weihnachtslust!
Vor meinen Blicken wird es weit –
Und lächelnd winkt die Jugendzeit.
Sie naht mit leisem Feentritt, –
Ach, alle Wonnen bringt sie mit;
Des Lebens Sorge, Gram und Weh'
Versank in des Vergessens See.
O läutet, Glocken, läutet hell!
Verlöscht! ihr Kerzen, nicht zu schnell!
Im Osten...
Friedrich Dannemann
Ein Jahr ist nichts, wenn man's verputzt,
ein Jahr ist viel, wenn man es nutzt.
Ein Jahr ist nichts; wenn man's verflacht;
ein Jahr war viel, wenn man es ganz durchdacht.
Ein Jahr war viel, wenn man es ganz gelebt;
in eigenem Sinn genossen und gestrebt.
Das Jahr war nichts, bei aller Freude tot,
das uns im Innern nicht ein Neues bot.
Das Jahr war viel, in allem Leide reich,
das uns getroffen mit des Geistes Streich.
Ein leeres Jahr war kurz, ein volles lang:
nur nach dem Vollen...
Hanns Freiherr von Gumppenberg
Die Entwicklung Deutschlands wird nicht nach rechts, sondern nach links gehen, je mehr die Zahl der abhängigen Existenzen zunimmt und je mehr auf der Rechten der Einfluß der Arbeitgeber der ausschlaggebende ist, denen man im Volk selbst dann nicht viel glaubt, wenn sie recht haben.
Gustav Stresemann