Geist und Herz
Was der Verstand auch denkt und sinnt,
Sein Licht ist kalter Schein!
Es wohnt das Glück, das Himmelskind,
Im Herzen nur allein.
Die Zeit verlöscht des Geistes Licht,
Verweht's wie Staub und Rauch. –
Des Herzens heil'ge Stimme spricht
Noch in dem letzten Hauch.
O, wenn das arme Herz verwaist,
Das ist der größte Schmerz! –
Die Welt erobert sich der Geist,
Den Himmel schenkt das Herz.
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Passionsblume
Ueber der Menschheit Stirne gesenkt
Wölkt sich ein Schatten der tieffsten Trauer,
Wenn der vergangenen Zeit sie gedenkt,
Und der begangenen Frevel mit Schauer.
Wie viel schuldlos Ermordete stehn
Wie viel gekreuzigte Zeugen der Wahrheit
Unten in Nacht, und wir, wir gehn
Oben im Licht und in freudiger Klarheit!
Bis von einem Unrecht nur
Nur ein wenig sich ausgeglichen,
Sind im Gange der Weltenuhr
Oft Jahrhunderte schon verstrichen!
Hermann Ritter von Lingg