Eduard Mörike Zitate über seele
8. September, 1804 – 4. Juni, 1875
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Zitate
Nachklang
(An L.)
Wenn ich dich, du schöne Schwester, sehe
Und betrachte deinen Ernst so gerne,
In den Augen diese klaren Sterne,
Ist's, als wollte weichen all mein Wehe.
Denn da kann ich mir so plötzlich denken,
Dürft' ich wohl in ihre reine Seele
Das Geheimnis, das ich stets verhehle,
Dieses unverdienten Kummers senken?
Daß er wie ein Leichnam sei im Grabe,
Drin sie ihn zurechte würde legen,
Und sie spräche über ihn den Segen,
Ach! auf daß ich fortan Ruhe habe.
Denn so lang ich mag die...
Eduard Mörike
Denk es, o Seele!
Ein Tännlein grünet wo,
Wer weiß, im Walde,
Ein Rosenstrauch, wer sagt,
In welchem Garten?
Sie sind erlesen schon,
Denk es, o Seele,
Auf deinem Grab zu wurzeln
Und zu wachsen.
Zwei schwarze Rößlein weiden
Auf der Wiese,
Sie kehren heim zur Stadt
In muntern Sprüngen.
Sie werden schrittweis gehn
Mit deiner Leiche;
Vielleicht, vielleicht noch eh'
An ihren Hufen
Das Eisen los wird,
Das ich blitzen sehe!
Eduard Mörike
Es ist mir vorlängst einmal der Spruch vorgekommen: Wir sollten selbst da noch hoffen, wo nichts mehr zu hoffen steht. Gewiß ist das ein herrliches Wort, wer's nur verstehen will; mir hat es einst in großer Not den wunderbaren Trost in der Seele erweckt und einen leuchtenden Goldblick des Glaubens. Ein Mensch, den das Schicksal so ängstlich mit eisernen Händen umklammert, der muß am Ende doch sein Liebling sein, und diese grausame Gunst wird sich ihm eines Tages als die ewige Güte und...
Eduard Mörike
In der Frühe
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir,
dort gehe schon der Tag herfür
an meinem Kammerfenster.
Es wühlet mein verstörter Sinn
noch zwischen Zweifeln her und hin
und schaffet Nachtgespenster.
- Ängste, quäle
dich nicht länger, meine Seele!
Freu dich! Schon sind da und dorten
Morgenglocken wach geworden.
Eduard Mörike