![Clara Müller-Jahnke Zitate](/media/authors/97/74/89774.jpg)
Zitate
Den letzten Trank
So laß uns trinken den letzten Trank,
den Trank, der nicht verschäumt,
in dessen Tiefen die Perle versank,
die unsere Jugend erträumt.
Leere das Glas bis auf den Grund,
singe dein Lied bis zum Schluß –
von meinem glutweinfeuchten Mund
trinke den letzten Kuß.
Siehst du, wie tief schon die Sonne steht
und wie so rot ihr Licht? –
Und ob sie in funkelnden Wassern zergeht,
uns beiden, uns stirbt sie nicht.
Uns leuchtet die Nacht, die niedersinkt,
und ladet zum letzten Genuß –
Und...
Clara Müller-Jahnke
Winternacht
Die lange, lange, dunkle Nacht
hab ich durchwacht,
mit Seufzen und in Tränen
tät sich mein Herz aus öder Qual
dem Sonnenstrahl,
dem Licht entgegensehnen.
Und nun es kommt – wie bleich und kalt:
es wogt und wallt
des Nebels Wahngebilde, –
zu Eis erstarrt die Träne – ach!
ein Wintertag
liegt über dem Gefilde!
Clara Müller-Jahnke
Wintersaat
In des Kornfelds kahl Gebreite
tiefe Furchen reißt der Pflug.
Weißer Nebel hüllt die Weite,
hüllt den Wald in Schleiertuch.
Nur der Landmann noch beim Säen
steht, vom letzten Licht umloht, –
und ein schreiend Volk von Krähen
hebt sich scheu ins Abendrot.
Aus dem bunten Spiel der Zeiten
wird uns letzte Weisheit kund,
...
Clara Müller-Jahnke
In der Schönheit frischem Blütenkranze
Prangt der Unschuld Lilie so schön;
Mit des Seelenfriedens heiterm Glanze
Wird sie deines Auges Licht erhöh'n.
Zu des Weibes höchstem Schmuck erkoren,
Fesselt sie der Jugend Rosenzeit;
Doch ihr Zauber geht ihr bald verloren,
Huldigst du der leeren Eitelkeit.
Clara Müller-Jahnke