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Wie kannst du nur am Morgen
Das Licht der Sonne borgen
Und leuchten, wie sie selber schier –
Und dann, nach wenig Stunden,
Ist alles hingeschwunden,
Und graue Nacht in dir?
Vergessen ist das Gute,
Das köstlich in dir ruhte,
Ein Grämling, blickst du freudenleer,
Verdrossen aus dem kleinen,
Unendlich kleinen Deinen
auf alles um dich her.
O, halte, Herz, die Wonne
Der goldnen Morgensonne,
Die dir so süßen Tag gemacht,
Mit Angst und strengem Achten
Hoch über trübem Trachten,
Doch fest bis in die Nacht.

Christian Morgenstern