Christian Morgenstern Zitate über nur
Deutscher Dichter 6. Mai, 1871 – 31. März, 1914
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Zitate
Sieh einmal morgens nackenden Leibes beim Waschen an dir herunter, den Riesen-Zellenbau, das Zellenuniversum ohnegleichen! Welches naive Auge würde je darauf kommen, dich als eine einheitliche Ordnung von Legionen selbständiger Wesen zu verstehen, und welches Auge würde folgen wollen, wenn der Verstand es wagte, die Wirklichkeit überhaupt als einen einzigen Zellenleib zu beschreiben, dessen Formen wir uns nur nicht vorstellen können?
Christian Morgenstern
Du sollst nicht zu sein begehren, was du nicht bist, sondern nur einfach etwas von deiner Pflicht zu tun versuchen, Tag um Tag. Denn es ist viel schwerer, einen Tag in wahrhafter Aufmerksamkeit und Wachsamkeit von Anfang bis Ende zu verleben, als ein Jahr in großen Absichten und hochfliegenden Plänen.
Christian Morgenstern
Wahrlich eine verderbliche Lehre: Es sei die Bestimmung des Weibes, Gattin oder Mutter zu werden. Damit wird das Weib als Mensch, als Individuum völlig ausgeschaltet, als hätte es an sich überhaupt keinen Wert, keinen Sinn, keine Entwicklungsmöglichkeiten, habe überhaupt nur in Beziehung auf Gatten und Kind Existenzberechtigung.
Christian Morgenstern
Eine Stimmung aus dem vierten Kreis
Zwei Hände, die so weiß, so weiß
als wie ein schlohweiß Laken.
vereinten sich im vierten Kreis,
während sie sonst gewohnterweis
in zwei verschiedenen Taschen staken.
Sie zitterten, jedoch nur leis,
als ob sie vor sich selbst erschraken.
sie fühlten sich auf fremdem Gleis,
und dennoch taten sie mit Fleiß
sich ineinanderhaken.
Christian Morgenstern
Siehe, auch ich – lebe
Also ihr lebt noch, alle, alle, ihr,
am Bach ihr Weiden und am Hang ihr Birken,
und fangt von neuem an, euch auszuwirken,
und wart so lang nur Schlummernde, gleich – mir.
Siehe, du Blume hier, du Vogel dort,
sieh, wie auch ich von neuem mich erhebe…
Voll innern Jubels treib ich Wort auf Wort…
Siehe, auch ich, ich schien nur tot. Ich lebe!
Christian Morgenstern
Zu allen, ja zu allen möcht ich kommen,
tief übers Einzelmenschliche hinaus.
Als Geist nur aus der Ferne kann man frommen,
ein Mensch ist nur ein Mensch bei sich zu Haus.
Nur in der Ferne wird er wirklich strahlen,
und aus der Nähe wird sein Licht bald blind,
da müssen alle wir dafür bezahlen,
daß wir nicht Geister nur, auch Körper sind.
Christian Morgenstern
Pflügerin Sorge
Über der Erde Stirne,
durch Tag und Nacht,
pflügt ein hagres Weib
hin und her…
Wilde Stiere,
kaum zu hemmen, ziehn,
reißen ihre Pflugschar durch den Grund:
Doch je rasender die Nacken zerrn,
nur so tiefer drückt den Baum sie ein.
Über der Erde Stirne,
durch Tag und Nacht,
führt Frau Sorge
Furche, Furche, Furche…
Leidenschaften,
kaum zu zähmen, ziehn,
reißen ihre Pflugschar durch den Grund:
Doch je wilder die Dämonen zerrn,
nur so tiefer gräbt den Stahl sie ein.
Christian Morgenstern
Magisterfreuden
Germanen sieht man wenig an,
Der Germanist ist heut' der Mann;
Wir andern können nur radebrechen,
Er weiß alleinzig ›deutsch‹ zu sprechen.
Und ob er auch nicht fähig ist,
Ein armes Wörtlein selbst zu zeugen –
(Der Germanist, mein</em> Germanist)
Er weiß, daß nichts so wonnig ist
Als – Schaffende zu beugen.
Christian Morgenstern
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