Zitate
Gabe
Alles hinzugeben
Ist der Liebe Brauch;
Nimm denn hin mein Leben
Und mein Sterben auch!
Aller meiner Lieder
Sanften Schmeichellaut,
Die ein Eden wieder
Sich aus Schutt erbaut.
Alle Lichtgedanken,
Die an Glück und Leid
Kühn sich aufwärts ranken
In die Ewigkeit.
All mein stilles Sehnen,
Innig dir vertraut,
Das in sel'gen Tränen
Auf dich niedertaut!
Nimm, daß nichts dir fehle,
Wenn die Stunde ruft,
Meine ganze Seele
Hin als Opferduft!
Betty Paoli
Erkenntnis
Daß ich dich liebe tief und heiß,
Das hab ich oft empfunden,
Wenn deiner Nähe Zauberkreis
Glückatmend mich umwunden;
Wenn mich dein Arm so fest umschlang,
Dein Wort in seiner Süße
Zu meinem tiefsten Herzen drang,
Wie tausend Jenseitsgrüße.
Doch daß du selbst mein innerst Sein
Und Herz von meinem Herzen,
Daß du nur in der Seele mein
Wach rufest Lust und Schmerzen,
Daß du ein heil’ger Engel bist,
Für mich als Mensch geboren,
Das weiß ich erst seit kurzer Frist:
Erst seit ich dich...
Betty Paoli
Unbewußtes
Was fragst du mich, wie es wohl sei gekommen,
Daß also hell der Liebesstrahl entglommen,
Der meines Daseins schönes Sonnenlicht?
Ich weiß es nicht!
Was fragst du mich, wie ich es werd' ertragen,
Wenn einst nach diesen himmellichten Tagen
Herein die finstre Nacht der Trennung bricht?
Ich weiß es nicht!
Betty Paoli
Denke der eig'nen Fehler und Schwächen,
Wenn du dem Freund, dem Irrenden, grollst!
Schwanke nicht erst, ob die Unbill zu rächen,
Ob du in Milde vergeben sie sollst.
Was dir zum Trost und zur Freude gegeben,
Selber verkehrend in Unheil und Fluch,
Bringest du sonst in dein innerstes Leben,
Störrischen Sinnes, den qualvollen Bruch.
Betty Paoli
Stille
Wenn ein Kranker schlummernd liegt,
Mild von Traumesarm gewiegt,
Schweigen Alle im Gemache,
Daß der Arme nicht erwache.
Leis' ihr Hauch und stumm der Mund,
Kaum berührt ihr Fuß den Grund –
Und der Kranke schlummert weiter,
Ruhbeseligt, traumesheiter.
Innig fleh' ich jetzt zu dir:
Halte du es so mit mir,
Mit dem tieferschöpften Herzen,
Das entschlummert ist voll Schmerzen.
Halb verblutet schläft es fort;
Weck' es nicht mit deinem Wort!
Trage schonendes Erbarmen
Mit dem kranken, müden,...
Betty Paoli
Wenn Mehlthau auf die Blume fiel,
Da sinkt sie ohne Hoffen,
Und ward ein Baum des Blitzes Ziel,
Stürzt er, zu Tod getroffen.
Und wenn in einer Menschenbrust
Erregt die Qualen werden,
Da ist ihr's innig tief bewußt,
Daß Heilung nicht auf Erden.
Dem Baum, der Blume wird sofort
Die stille Ruh gegeben,
Das Menschenherz allein lebt fort
Sein täglich sterbend Leben.
Betty Paoli
Was bleibt?
Wenn deine Schönheit, dein Talent man preist,
Sei der Gedanke stets dir gegenwärtig:
Das Leben wird mit allem, allem fertig,
Und wie das Antlitz altert auch der Geist.
Du meinst: »Verschmerzen läßt sich der Verlust,
Die Zeit mag ihres strengen Amtes walten,
Bleibt mir nur eins, das Köstlichste, erhalten:
Die tiefe Liebeskraft in meiner Brust!«
So wisse: müd, erschöpft und abgehetzt
Fühlst du dereinst auch diese Kraft dir schwinden,
Dein Herz vertrocknet, stumpf wird dein...
Betty Paoli
An deiner Brust
An deiner Brust ist meine Stelle,
In deinen Armen mein Asyl!
Mich warf des Sturm's empörte Welle
An dieses bang ersehnte Ziel.
Die Gaben, die das Leben zieren,
Jedwedes Gut, das köstlich heißt,
Was ich besaß, mußt' ich verlieren,
Daß du fortan mir Alles sei'st.
Jetzt, da ich Alles hingegeben,
Wird mir's durch dich zurückgeschenkt,
Wenn unter wonnevollem Beben
Dein Mund auf meine Stirn' sich senkt.
Betty Paoli
Frühlingsgedanken
Nicht wahr, ihr Alle wünscht, wenn einst die Stunde
Gekommen, wo die andern Wünsche enden,
In eurer Lieben Mitte zu entsenden
Den letzten Hauch vom todesblassen Munde?
Verlangt es mich im tiefsten Seelengrunde
Nach solchen Glückes heilig süßen Spenden,
Muß ich mich an den holden Frühling wenden,
Den einz'gen Freund, mit welchem ich im Bunde.
Und weil kein and'rer Gruß die dunkle Gruft
Mit Liebesschimmer sanft mir wird umfärben,
Wenn nicht sein Gruß als Licht und Sang und...
Betty Paoli
Frühlingsahnen
Wenn des Winters starrer Traum
Berg und Flur mit Schnee bedecket,
Jeder dürre Zweig am Baum
Jammernd sich gen Himmel strecket:
Kannst du da begreifen, sag'
Wie nach wen'gen Mondesneigen
Der jetzt frosterstarrte Hag
Einen Blüthenflor wird zeigen?
Doch du weißt, der lichte Trost
Naht auf unsichtbaren Wegen
Und im rauhen Winterfrost
Lächelst du dem Lenz entgegen.
Und so kann, so kann auch ich
Nicht begreifen und nicht fassen,
Wie in meiner Seele sich
Noch ein Glück wird ziehen...
Betty Paoli
Wenn ich dereinst entrückt dem Lebensstande,
Wenn die in mir, dem flüchtigen Phantome,
Für kurze Zeit vereinigten Atome
Einst wieder frei und ledig ihrer Bande:
Was dann aus ihnen wird? mich soll's nicht kümmern,
Ob sie der Tiernatur sich einverleiben,
Als Wirbel Staubes durch die Lüfte treiben,
Im Farbenglanze duft'ger Blumen schimmern!
An einem Wunsche laß ich mir's genügen:
Was auch ihr Schicksal sei, ob hoch, ob nieder,
Sie mögen sich nur nimmer, nimmer wieder
Zu einem Menschenbild...
Betty Paoli
Letztes Gedicht
Wenn quälend mich die Angst beschleicht,
Mein Teuerstes auf Erden,
Mein Liebstes könnte mir vielleicht
Einst noch entrissen werden;
Dann tröstet der Gedanke mich:
»Weshalb davor erbeben?
Dies große Leid vermöchte ich
Ja nicht zu überleben.«
Die Hoffnung, die sich in dir regt,
Bevor du ihrer dich entschlagen,
Daß keinem werde auferlegt
So viel als er kann tragen.
Wie groß das Leid, wie tief die Not,
Du wirst dich d'rein ergeben,
Und was dir bitt'rer als der Tod,
Du wirst es...
Betty Paoli
Das befreiende Wort
Ein Wort hab' ich erkoren,
Das in der Lebensschlacht
Ein Schutz, stets unverloren,
Mich hieb- und schußfest macht.
Man lernt es nur mit Schmerzen,
Doch wer's erlernen kann,
Der preist in seinem Herzen
Das Wort: was liegt daran?!
Wenn Falsches und Verkehrtes
Die Welt von ihm ersinnt,
Ein Mann, bar jedes Wertes,
Den Rang ihm abgewinnt.
Wenn ihn die blöde Menge
Belegt mit Acht und Bann,
Ihn bringt's nicht in's Gedränge –
Er denkt: Was liegt daran?!
Nah'n ihm des Alters...
Betty Paoli
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