Zitate
Rest
Als uns'rer Seelen Aeolsharfensaiten
Vom Gotteshauch der Liebe laut erklangen,
Als uns're Geister glühend sich durchdrangen,
Nicht wahr, mein Freund! Das waren schöne Zeiten!
Das ist vorbei, und jene Seligkeiten,
Zu süß in ird'schem Gefild' zu prangen,
Sie sind in Nacht und Tod dahingegangen
Als ich dein schwankend Herz sah von mir gleiten.
Doch, ob auch liebeleer nun deine Brust;
Ein starkes Band wird ewig uns vermählen,
Im Innersten ist's trostvoll mir bewußt:
Denn ewig werden uns're...
Betty Paoli
Wenn Mehlthau auf die Blume fiel,
Da sinkt sie ohne Hoffen,
Und ward ein Baum des Blitzes Ziel,
Stürzt er, zu Tod getroffen.
Und wenn in einer Menschenbrust
Erregt die Qualen werden,
Da ist ihr's innig tief bewußt,
Daß Heilung nicht auf Erden.
Dem Baum, der Blume wird sofort
Die stille Ruh gegeben,
Das Menschenherz allein lebt fort
Sein täglich sterbend Leben.
Betty Paoli
Letztes Gedicht
Wenn quälend mich die Angst beschleicht,
Mein Teuerstes auf Erden,
Mein Liebstes könnte mir vielleicht
Einst noch entrissen werden;
Dann tröstet der Gedanke mich:
»Weshalb davor erbeben?
Dies große Leid vermöchte ich
Ja nicht zu überleben.«
Die Hoffnung, die sich in dir regt,
Bevor du ihrer dich entschlagen,
Daß keinem werde auferlegt
So viel als er kann tragen.
Wie groß das Leid, wie tief die Not,
Du wirst dich d'rein ergeben,
Und was dir bitt'rer als der Tod,
Du wirst es...
Betty Paoli
Meine Grabschrift
Die hier im dunkeln Grabesschoße ruht,
Nach langen Kampfes Mühsal und Beschwerde,
Wie jedes andre arme Kind der Erde
War sie ein Doppellaut von Schlimm und Gut.
Nichts unterschied sie von der großen Schar,
Behaglich atmend in der Lüge Brodem,
Als daß die Wahrheit ihrer Seele Odem,
Und daß getreu bis in den Tod sie war.
Betty Paoli