Zitate
Wandlung
Willst du erschau'n, wie viel ein Herz kann tragen,
O blick' in mein's!
So reich an Wunden, vom Geschick geschlagen,
War wohl noch kein's.
Doch mitten in den wütendsten Orkanen
Erhob ich mich,
Und schritt dahin auf meinen fernen Bahnen –
Wie stark war ich!
Wie ward mir doch nun so mit einemmale
Die Kraft geraubt?
Es trotzte mutig dem Gewitterstrahle
Mein stolzes Haupt,
Doch als du zu mir sprachst mit leisem Grüßen:
"Ich liebe dich!"
Da sank ich still und weinend dir zu Füßen –
Wie...
Betty Paoli
Genügen
Weiße Rose, die so bleich
Und so duftig blüht!
Liebe, die so schmerzenreich
Und so selig glüht!
Was an ew'ger Geistessaat
Mir der Herr geschenkt,
Meine ganze Seele hat
Sich darein versenkt! –
Pflanzen laß die Rose mich
In den Staub vor dir,
Nicht zum Schmuck und Stolz für dich,
Doch zur Wonne mir.
Betty Paoli
Vorbei
Ich hoffte einst auf schöne Tage
Und lauschte mit erschloß'ner Brust
Der mährchenhaften Wundersage
Von ewig heitrer Liebeslust.
In jugendfrohem Übermuthe
Glaubt' ich von jedem Glück und Gute,
Daß es mir zugewiesen sei –
Es ist vorbei!
Und als der fromme Wahn entschwunden,
Da fleht' ich, stolz auf meine Qual:
Bleibt ewig offen, meine Wunden,
Als unvergänglich Liebesmahl.
Und mußten Freud und Glück verwehen,
So soll mein heil'ger Schmerz bestehen,
Daß Eines doch unsterblich sei –
Es ist...
Betty Paoli
Und Heil euch, die ihr in dem Glanz und Stolz
Der Jugend niedersteiget zu den Toten,
Eh' euch noch an des Lebens Marterholz
Der Essigschwamm des Zweifels ward geboten,
Eh' euch der Tage Last, der Erde Wust,
Die schweren Bürden, Geist und Arm gelähmet,
Eh' jene Weisheit, die den Gott vervehmet,
Mit ihrem Frost durchkältet eure Brust.
Betty Paoli
Ihr nennt mich stolz?
Ihr nennt mich stolz? Wer hat mich so gemacht?
Ihr selbst, die mich betrogen und verrathen!
Die Regung, die ihr schmäht, ist erst erwacht,
Als ich mein Thun verglich mit euern Thaten!
Ihr nennt mich stolz? O wüßtet ihr wie gern
Und freudenvoll der starre Stolz verschwände,
Vor einem Menschen, der, ein lichter Stern,
Hoch über mir und meinem Wesen stände. –
Betty Paoli