Zitate
Was bleibt?
Wenn deine Schönheit, dein Talent man preist,
Sei der Gedanke stets dir gegenwärtig:
Das Leben wird mit allem, allem fertig,
Und wie das Antlitz altert auch der Geist.
Du meinst: »Verschmerzen läßt sich der Verlust,
Die Zeit mag ihres strengen Amtes walten,
Bleibt mir nur eins, das Köstlichste, erhalten:
Die tiefe Liebeskraft in meiner Brust!«
So wisse: müd, erschöpft und abgehetzt
Fühlst du dereinst auch diese Kraft dir schwinden,
Dein Herz vertrocknet, stumpf wird dein...
Betty Paoli
An deiner Brust
An deiner Brust ist meine Stelle,
In deinen Armen mein Asyl!
Mich warf des Sturm's empörte Welle
An dieses bang ersehnte Ziel.
Die Gaben, die das Leben zieren,
Jedwedes Gut, das köstlich heißt,
Was ich besaß, mußt' ich verlieren,
Daß du fortan mir Alles sei'st.
Jetzt, da ich Alles hingegeben,
Wird mir's durch dich zurückgeschenkt,
Wenn unter wonnevollem Beben
Dein Mund auf meine Stirn' sich senkt.
Betty Paoli
Wenn ich dereinst entrückt dem Lebensstande,
Wenn die in mir, dem flüchtigen Phantome,
Für kurze Zeit vereinigten Atome
Einst wieder frei und ledig ihrer Bande:
Was dann aus ihnen wird? mich soll's nicht kümmern,
Ob sie der Tiernatur sich einverleiben,
Als Wirbel Staubes durch die Lüfte treiben,
Im Farbenglanze duft'ger Blumen schimmern!
An einem Wunsche laß ich mir's genügen:
Was auch ihr Schicksal sei, ob hoch, ob nieder,
Sie mögen sich nur nimmer, nimmer wieder
Zu einem Menschenbild...
Betty Paoli