Zitate
Rest
Als uns'rer Seelen Aeolsharfensaiten
Vom Gotteshauch der Liebe laut erklangen,
Als uns're Geister glühend sich durchdrangen,
Nicht wahr, mein Freund! Das waren schöne Zeiten!
Das ist vorbei, und jene Seligkeiten,
Zu süß in ird'schem Gefild' zu prangen,
Sie sind in Nacht und Tod dahingegangen
Als ich dein schwankend Herz sah von mir gleiten.
Doch, ob auch liebeleer nun deine Brust;
Ein starkes Band wird ewig uns vermählen,
Im Innersten ist's trostvoll mir bewußt:
Denn ewig werden uns're...
Betty Paoli
Beruhigung
Dir zürnen, daß du mich verlassen? –
Beim Himmel, nein! wie sollt' ich das?
War's deine Schuld, mich nicht zu fassen?
Verdient ein blinder Irrthum Haß?
Besäße dein Gemüth die Schwingen,
Zu schweben auf des meinen Spur,
Dann ließest du mich dir entringen
Mit deinem eignen Leben nur!
Wen also hätt' ich anzuklagen ?
Dich, daß dein Herz so schwach und klein?
Davon kannst du die Schuld nicht tragen!
Wie du's empfangen, blieb es dein.
Fahr hin! als der Vergebung Blüthe
Rankt sich der...
Betty Paoli
Gabe
Alles hinzugeben
Ist der Liebe Brauch;
Nimm denn hin mein Leben
Und mein Sterben auch!
Aller meiner Lieder
Sanften Schmeichellaut,
Die ein Eden wieder
Sich aus Schutt erbaut.
Alle Lichtgedanken,
Die an Glück und Leid
Kühn sich aufwärts ranken
In die Ewigkeit.
All mein stilles Sehnen,
Innig dir vertraut,
Das in sel'gen Tränen
Auf dich niedertaut!
Nimm, daß nichts dir fehle,
Wenn die Stunde ruft,
Meine ganze Seele
Hin als Opferduft!
Betty Paoli
Erkenntnis
Daß ich dich liebe tief und heiß,
Das hab ich oft empfunden,
Wenn deiner Nähe Zauberkreis
Glückatmend mich umwunden;
Wenn mich dein Arm so fest umschlang,
Dein Wort in seiner Süße
Zu meinem tiefsten Herzen drang,
Wie tausend Jenseitsgrüße.
Doch daß du selbst mein innerst Sein
Und Herz von meinem Herzen,
Daß du nur in der Seele mein
Wach rufest Lust und Schmerzen,
Daß du ein heil’ger Engel bist,
Für mich als Mensch geboren,
Das weiß ich erst seit kurzer Frist:
Erst seit ich dich...
Betty Paoli
Wandlung
Willst du erschau'n, wie viel ein Herz kann tragen,
O blick' in mein's!
So reich an Wunden, vom Geschick geschlagen,
War wohl noch kein's.
Doch mitten in den wütendsten Orkanen
Erhob ich mich,
Und schritt dahin auf meinen fernen Bahnen –
Wie stark war ich!
Wie ward mir doch nun so mit einemmale
Die Kraft geraubt?
Es trotzte mutig dem Gewitterstrahle
Mein stolzes Haupt,
Doch als du zu mir sprachst mit leisem Grüßen:
"Ich liebe dich!"
Da sank ich still und weinend dir zu Füßen –
Wie...
Betty Paoli
Genügen
Weiße Rose, die so bleich
Und so duftig blüht!
Liebe, die so schmerzenreich
Und so selig glüht!
Was an ew'ger Geistessaat
Mir der Herr geschenkt,
Meine ganze Seele hat
Sich darein versenkt! –
Pflanzen laß die Rose mich
In den Staub vor dir,
Nicht zum Schmuck und Stolz für dich,
Doch zur Wonne mir.
Betty Paoli