Zitate
Der Strom, der neben mir verrauschte, wo ist er nun?
Der Vogel, dessen Lied ich lauschte, wo ist er nun?
Wo ist die Rose, die die Freundin am Herzen trug,
Und jener Kuß, der mich berauschte, wo ist er nun?
Und jener Mensch, der ich gewesen, und den ich längst
Mit einem andern Ich vertauschte, wo ist er nun?
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Mein Herz ist zerrissen, du liebst mich nicht!
Du ließest mich wissen, du liebst mich nicht!
Wiewohl ich dir flehend und werbend erschien,
Und liebebeflissen, du liebst mich nicht!
Du hast es gesprochen, mit Worten gesagt,
Mit allzu gewissen, du liebst mich nicht!
So soll ich die Sterne, so soll ich den Mond,
Die Sonne vermissen? du liebst mich nicht!
Was blüht mir die Rose? was blüht der Jasmin?
Was blühn die Narzissen? du liebst mich nicht!
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Wie ein Verlorner an verlaßner Küste
Seh ich verzweifelnd um mich her und weine:
Wo ist ein Blick, der glänzte wie der deine?
Wo ist ein Mund, der wie der deine küßte?
Und wenn ich hoffte selbst, und wenn ich wüßte,
Daß günstig lächelte mir mehr als eine,
Ich blickte kaum nach ihr empor zum Scheine
Mit Augen, wie die Augen einer Büste.
Wenn bis ans Ziel des irdischen Bestrebens
Nie deines Anblicks wieder ich mich freue,
Noch der Erwidrung meines Liebeslebens,
Sei ohne Sorgen wegen...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Ich möchte gern mich frei bewahren,
Verbergen vor der ganzen Welt,
Auf stillen Flüssen möcht ich fahren,
Bedeckt vom schattgen Wolkenzelt.
Von Sommervögeln übergaukelt,
Der ird'schen Schwere mich entziehn,
Vom reinen Element geschaukelt,
Die schuldbefleckten Menschen fliehn.
Nur selten an das Ufer streifen,
Doch nie entsteigen meinem Kahn,
Nach einer Rosenknospe greifen,
Und wieder ziehn die feuchte Bahn.
Von ferne sehn, wie Herden weiden,
Wie Blumen wachsen immer neu,
Wie Winzerinnen Trauben...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Und seh ich die Morgensonne erwachen,
Wenn der Frühling kommt, die Gärten lachen,
Die Herde weidet, die Schwalben bauen,
Und ich wandle dahin auf blumigen Auen:
Dann zeigt mir der Teppich des reichen Gefildes
Das Symbol des unendlichen Bildes.
Und ist das Abendrot spät entschwunden,
Und es nahen die stillen, die traulichen Stunden,
Und ich schaue hinaus wie der Himmel glüht,
Wenn die Saat der Welten dem Auge blüht:
Dann fühl ich noch mächtiger deine Spur,
Erhabener Geist, in der großen Natur.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Könnt' ich spielen eine Laute,
Wüßt' ich, wem ich mich vertraute:
Vor dein Fenster würd' ich treten,
Könnt' ich blasen auf der Flaute;
Worte scheinen mir so nüchtern,
Daß mir oft vor ihnen graute!
Worte hört man nicht von ferne
Wie die süßen Flötenlaute;
Dennoch soll die Welt erfahren,
Was ich Holdes an dir schaute:
Schwarzes Auge! Goldne Locken!
Üpp'ge Glieder, schöngebaute!
Nach dem Vließe deiner Locken
Fährt mein Herz als Argonaute.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Laß tief in dir mich lesen,
Verhehl auch dies mir nicht,
Was für ein Zauberwesen
Aus deiner Stimme spricht?
So viele Worte dringen
Ans Ohr uns ohne Plan,
Und während sie verklingen,
Ist alles abgetan.
Doch drängt auch nur von ferne
Dein Ton zu mir sich her,
Behorch ich ihn so gerne,
Vergeß ich ihn so schwer!
Ich bebe dann, entglimme
Von allzurascher Glut:
Mein Herz und deine Stimme
Verstehn sich gar zu gut!
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Selbstlob
Wie? mich selbst je hätt' ich gelobt? Wo? Wann? Es entdeckte
irgend ein Mensch jemals eitle Gedanken in mir? Nicht mich selber, ich rühmte den Genius, welcher besucht mich, nicht mein sterbliches, mein flüchtiges, irdisches Nichts! Weil ich bescheiden und still mich selbst für viel zu gering hielt, staunt' ich in meinem Gemüt über den göttlichen Gast.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Farbenstäubchen auf der Schwinge
Sommerlicher Schmetterlinge
Flüchtig sind sie, sind vergänglich
Wie die Gaben, die ich bringe,
Wie die Kränze, die ich flechte,
Wie die Lieder, die ich singe:
Schnell vorüber schweben alle,
Ihre Dauer ist geringe,
Wie ein Schaum auf schwanker Welle,
Wie ein Hauch auf blanker Klinge.
Nicht Unsterblichkeit verlang ich,
Sterben ist das Los der Dinge:
Meine Töne sind zerbrechlich
Wie das Glas, an das ich klinge.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)