Zitate
Liebe
Leise wie ein Hauch,
Zärtlich wie ein Lied,
Furchtsam wie der Schatten,
Und so treu doch auch –
Arme kleine Liebe,
Die ich hart verstieß,
Die ich oft des Tages,
Zürnend von mir wies,
Stehst du nun zur Nacht,
Stehst vor meiner Tür,
Rufst mit süßer Stimme,
Bis ich aufgemacht?
Arme kleine Liebe,
Hast nun doch gesiegt,
Daß dir meine Seele
Still zu Füßen liegt.
Anna Ritter
Novemberabend
Kein Licht am Himmel,
Kein Laut auf den Gassen ...
In Dunkel und Stille,
Wie bin ich verlassen.
Es rauschen die Bäume ...
Der Wind hebt sich leise
Zu friedloser Irrfahrt,
Zu freudloser Reise.
Das Feuer im Ofen
Sinkt knisternd zusammen,
Von Asche begraben,
Ersticken die Flammen.
Die Lampe nur leuchtet
Hinein in das Zimmer
Und breitet um Alles
Den ruhigen Schimmer.
Sie weckt an den Wänden
Die Bilder der Lieben
Und segnet das Lied,
Das ich weinend geschrieben.
Und weiß wie ein...
Anna Ritter
Einsamkeit
Einsamkeit, ernsthafte Frau,
Tratest einst still in mein Zimmer,
Ach, und ich wollte dich nimmer,
Grüßte dich finster und rauh.
Nicktest nur milde dazu,
Ließest dich doch nicht verjagen,
Mußte dich eben ertragen,
Sangest mich heimlich zur Ruh.
Sieh, und nun weiß ich genau:
Wolltest du heut von mir scheiden,
Würde ich tief darunter leiden,
Einsamkeit, ernsthafte Frau.
Anna Ritter
Schlafe, ach schlafe
Und dürft' ich dich wecken zum Sonnenlicht
Aus Schatten des Todes, ich thät es nicht,
Ich sänke nieder an deinem Grab
Und leise raunt ich ein Lied hinab:
Schlafe, ach schlafe!
O laß in dein traumtiefes Kämmerlein
Kein Fünkchen des schimmernden Licht's hinein,
Denn was die Sonne dir auch verspricht,
So hell, so strahlend – sie hält es nicht.
Schlafe, ach, schlafe.
Anna Ritter